@alle, die es interessiert. Hier das zweite detailliertere Mail von Herrn Gerber:
Sehr geehrte Herren
Ich bin erstaunt, welches Echo meine Mails ausgelöst haben und zwar
Sowohl in meiner geschäftlichen Mailbox, als auch andererseits im Sexy-Tipp.
Den zahlreichen Männern, die mir geantwortet haben, möchte ich jetzt schon
einmal herzlich für Ihre Reaktion danken. Ich werde mich in den
nächsten Tagen noch mit Ihnen persönlich in Verbindung setzen.
Ich habe bewusst einzelne von Ihnen angeschrieben und nicht einen
allgemeinen Aufruf im Sexy-Tipp gemacht, weil ich nicht an solche
Aufrufe glaube. Erfahrungsgemäss melden sich bei solchen Aufrufen häufig nur die absolut „mediengeilen“ Personen. Ihre E-Mail Adressen habe ich alle in der „Philosophen-Ecke“ gefunden. An einem Ort also, wo hinterfragt wird und ein Gedankenaustausch stattfindet.
Im August plant „Don Juan“ eine grössere Aufklärungskampagne. Dies war
Für mich der Grund, einmal mit Freiern in Kontakt zu treten und allenfalls
Das Thema „Freier“ fernsehmässig abzuhandeln. Im Moment habe ich noch gar
Keine Vorstellung, ob und wie eine solche Sendung aussehen soll. Klar ist,
dass ein solcher Bericht, respektive ein Studiogespräch nur von
authentischen Beteiligten lebt. (Ob die offen oder anonymisiert, in einem Film oder im Studio auftreten, ist im Moment noch kein Thema)
Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema ist eindeutig. Solange nicht
eine wirtschaftliche oder finanzielle Not ausgenutzt wird, noch jemand zu
dieser Tätigkeit gezwungen wird, habe ich kein Problem mit der Prostitution. Solange Freier und Sexworkerin aus freiem Willen ein solches Geschäft eingehen, ist das für mich absolut ok. Jeder und jede mündige Bürgerin ist für sein Seelenheil alleine verantwortlich. Kein Verständnis habe ich persönlich für Freier auf dem Drogenstrich und solche, die von der
wirtschaftlichen Not von Frauen profitieren. Natürlich ist mir klar, dass es für einen Freier nicht einfach ist, herauszufinden, was nun die
effektiven Beweggründe einer Frau sind, die eine solche Dienstleistung anbietet.
Tatsache ist jedoch, dass Hunderttausende in diesem Land für Sex hin und
wieder bezahlen (ob dies nun 20% oder 50% sind, ist eigentlich unwichtig, es ist in jedem Fall ein bedeutender Anteil der Bevölkerung). Tatsache ist weiter, dass trotz wirtschaftlicher Probleme gerade diese Brache boomt (d.h. nicht das es den Frauen wirklich finanziell gut geht). Noch nie gab es so viele Sexworkerinnen in der Schweiz wie heute. Tatsache ist weiter, dass in der Schweiz der Beruf einer Sexworkerin gesetzlich nicht geregelt ist, obwohl der Staat und weitere Kreise (Hausbesitzer, Zeitungen etc) an diesem Business nicht schlecht mitverdienen.
Eine weitere Tatsache ist auch der Umstand, dass trotz Aids immer mehr
Frauen auf nicht ganz risikolose Praktiken einlassen (Französisch ohne
Bis zum Schluss), von den Frauen auf dem Drogenstrich und deren
Bereitschaften einmal ganz abgesehen. Auch das Schmusen und Küssen war vor einigen Jahren im Bereich der „normalen“ Prostitution verpönt, heute eine weit verbreitete Praxis.
Mich interessieren wirklich die Motive, wieso Männer diese Dienstleistung
beanspruchen oder glauben, sie beanspruchen zu müssen. Im weiteren
interessiert mich die Frage, was diese Männer von ihren „Geschäftspartnerinnen“ halten, wie Sie die kurzzeitige Geschäftsbeziehung erleben? Wie sich die Form der Dienstleistung in den letzten Jahren verändert hat und warum? Welche Gedanken macht sich ein Freier bezüglich derGesundheit von beiden? Wie erlebt ein Freier die Doppelmoral in der Gesellschaft bezüglich Sexworkerinnen/Freier? Wie gehen Sie mit dieser Doppelmoral persönlich um? etc
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Ausführungen ein wenig mehr Klarheit über meine Absichten und Ansichten vermitteln konnte.
Mit freundlichen Grüssen
Thomas Gerber
Produzent Quer