Schluck… Der Sergio ist tatsächlich der Meinung, deutsche Zuhälter seien die grossen sozialen Menschenfreunde, die den Sexworkerinnen den Löwenanteil des Verdienstes lassen… Zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wär.
Zugegeben, ich kenne nur Einzelfälle, aber meine Erfahrung ist, dass deutsche Zuhälter genausoviel Geld verdienen wollen wie Schweizer, wenn nicht sogar noch mehr. Und das deutsche Milieu ist meines Wissens gewaltbereiter als das Schweizer, sowohl was die Freier als auch was die Zuhälter angeht.
Etwas anderes: Dandy, Du fragst Strubbeli, warum eine Frau denn überhaupt in diesem Gewerbe arbeitet, und beantwortest Deine Frage gleich selbst: weil frau damit immer noch gutes Geld verdienen kann.
Deine beiden Fragen „Warum macht Frau diesen Job?“ und „Warum tust du dir das an?“ haben, so vermute ich, unterschiedliche Antworten. Strubbeli sagt ja, dass sie mit ihren Freiern Glück hatte. Dazu kommt, dass Strubbeli eine starke Persönlichkeit ist, die erstens mit manchen Dingen eher umgehen kann als viele ihrer Kolleginnen und zweitens, so stelle ich mir vor, Frau genug wäre, einen wirklich unmöglichen Freier hochkant rauszuwerfen. Und drittens dürfte Strubbelis Persönlichkeitsstruktur mit ein Grund sein, warum sie mit ihren Freiern Glück hatte: da sie sich notfalls Respekt verschaffen kann, zieht sie diejenigen Männer die dies vielleicht nötig hätten, gar nicht erst an.
Was nun abgesehen von Strubbeli persönlich die Frage angeht, warum eine Frau diesen Job tut, so ist zu sagen: viele machen sich, bevor sie einsteigen, falsche Vorstellungen darüber, was dieser Beruf „mit ihnen macht“. Kommt dazu, dass der Aussteig gar nicht so einfach ist. Das in den einschlägigen Inseraten angepriesene „täglich Bargeld“ hat halt auch die Schattenseite, dass es ein Von-der-Hand-in-den-Mund-leben fördert, das eine Frau stärker an diesen Job bindet, als ihr vielleicht lieb ist. Da eine „Frau mit Vergangenheit“ oft Lücken in der Ausbildung hat und kein Arbeitszeugnis vorweisen kann, macht ihr den Ausstieg und die Suche einer seriösen Alternativstelle auch dann schwer, wenn sie ihre Vergangenheit erfolgreich geheim halten kann.
Ein wirklich guter Studiobetreiber würde einen Teil seiner Einkünfte in eine Art Sozialfonds stecken, mit dem er psychologische Betreuung und Hilfe für Ausstiegswillige sicherstellt. Doch damit dies gelingt, müsste er entweder höhere Preise verlangen, wodurch er auf dem Markt nicht mehr konkurrenzfähig wäre, oder höhere Abgaben von den Frauen, wodurch er mit Personalabwanderung in andere Betriebe zu rechnen hätte.
Je mehr die Preise sinken, desto schwieriger wird es daher auch für die Studiobetreiber, fair zu sein. Wenigstens für diejenigen, die fair sein wollen, was leider meiner Erfahrung nach eher die Minderheit ist.Immerhin, ein paar gibt’s schon, auf die das zutrifft.
Je mehr die Preise sinken, desto mehr werden auch nur noch diejenigen Frauen diesen Job wählen, die wirklich keine andere Alternative sehen. Und sie sind natürlich auch diejenigen, die sich leichter unter Druck setzen lassen.
Dies gesagt habend, möchte ich anfügen, dass ich aber den Eindruck habe, es sei in der Erotikbranche ganz ähnlich wie in Computerläden: die Preise bleiben gleich, aber es gibt mehr Leistung fürs Geld. Das geht einerseits in die Richtung „jünger-geiler-tabuloser“ mit Küssen und FO und all den Dingen, andererseits in die Richtung, dass der Quickie nicht billiger wird, sondern aus dem „Sortiment“ gestrichen wird. Auch die ganzen Tantra-Wellness-Zusatzangebote sehe ich als Teil dieser „Mehr Leistung fürs Geld“-Entwicklung.
Ich begreife übrigens jede Sexworkerin, die den „Einstiegspreis“ nicht beliebig tief drücken lässt, sondern zum Beispiel nur noch Services von mindestens einer halben Stunde anbietet. Ein allzu tiefer Einstiegspreis zieht unweigerlich eine wenig gehobene Kundschaft an, auf die frau vielleicht gern verzichtet.
Manuel