OK, möchte Euch mal eine Stundensatzrechnung darlegen, und zwar ziemlich einfach. Um den Vergleich zu machen, gehen wir mal von der Arbeitgeberrechnung aus, nicht von der Arbeitnehmer!
Also, unter workplanet.ch/extfiles/Perso … h-Test.xls findet man ein wunderbares Berechnungshilfsmittel. Wenn ich hier einen Ingenieuren nehme, dem ich als Arbeitgeber 7500.-- im Monat, x 13, bezahle, komme ich auf Brutto-Kosten pro Stunde von Fr. 67.40. Das wäre genau der Stundensatz, welchen wir nehmen müssen, um einen Selbständigen mit einem Angestellten zu vergleichen. Die Arbeitnehmer-Lohnnebenkosten fallen bei beiden noch zusätzlich an, müssen also daher nicht berücksichtigt werden.
Der Fairness halber runden wir auf 70.-- auf, dadurch haben wir noch 2.40 pro Stunde für Verpflegungsbeiträge und andere Bonitäten des Arbeitgebers. (sind dann fast 100 Fr. die Woche!!!).
Also, um mich als Ingenieur selbst mit einem Salär von 7’500 zu beglücken, muss ich mich als Selbständiger für ca. 70 Fr. die Stunde an den Markt bringen; natürlich ohne betriebliche, unproduktive Aufwände (Werbung, Verkauf, Administration), Fixkosten (Miete, Versicherungen usw) sowie Spesen (Fahrzeug usw) zu rechnen.
Und als Ingenieur, je nach Risikogruppe resp. Betätigungsfeld, kann mich schon die Betriebshaftpflichtversicherung ein Vermögen kosten.
Wenn ich nun also z.B. 2 Tage im Monat für Büro (Rechnungen usw) + 2 Tage im Monat für Verkauf (Angebotserstellung, Verkaufsmeetings usw) rechne, sprich, 4 unproduktive Tage pro Monat für solche Aufwände, komme ich bereits auf 87 Fr. / Stunde.
Nun gehen wir mal von ca. 3’000.-- im Monat für ein Büro und Spesen aus (ist nicht gerade rosig,…), dann müssen wir noch 27.-- die verkaufte Stunde draufschlagen, also 114.–/Std.
Dazu muss ich noch Investitionen, Verkzeug, Mobiliar usw ammortisieren, also kommen wir wohl mal locker, je nach Branche, auf 130-150 Fr. die Stunde, welche ein Ingenieur im Marktpreis kosten wird.
Wir haben bei uns im Betrieb eine Abteilung etwa in dieser Währung, und der sogenannte „Kostenstellensatz“, welcher die Selbstkosten eines Ingenieurs ausweist, liegt bei 130.–, ist also obige Rechnung gar nicht mal so falsch. Und da sind 10 Ingenieure, was eigentlich die Kosten etwas tiefer halten sollte als beim Einmann-Betrieb.
Einen Spitzen-Ingenieur können wir übrigens mit einem Marktpreis von ca 200-250 Fr. / Stunde an den Kunden bringen.
So, ich hoffe, mit dieser kleinen Kalkulation ein paar Leute vielleicht mal zum Nachdenken bewegt zu haben. Wie sich diese zu den Preisen im „stillen“ Gewerbe vergleichen lassen? Wohl kaum. Marktwirtschaftlich gesehen ist dieses Gewerbe bestimmt eine Ausnahme, und ob die Preise auf „stillen“ Preisabsprachen oder auf der marktwirtschaftlichen Preisbildung durch Angebot/Nachfrage basieren, sei mal dahin gestellt. Dass es jedoch für ähnliche Angebote Preisspannen zwischen 200 und 700 Fr. die Stunde gibt, zeugt eher von Willkür als betriebswirtschaftlichem Kalkül. Auf jeden Fall hatte ich meine beste Erfahrung nicht für die 700, und meine schlechteste nicht für die 200. Sprich, Preis und Leistung haben in diesem Gewerbe kein allzugrosses Gewicht.
Hier rückt noch ein anderer Aspekt ins Bild, welchen man im Zusammenhang mit diesem Gewerbe nicht vernachlässigen sollte; die Kundentreue. Leider, und ich sage bewusst „leider“, ist die Kundentreue in diesem Gewerbe auch nicht mehr so wichtig, während dem sie in allen anderen Gewerben an Wichtigkeit gewinnt. Während dem in diesem Gewerbe viele Anbieterinnen nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ schlechten Service für viel Geld bieten, und sich dann, wenn die Kundschaft ausbleibt, über einen anderen Service oder in einer anderen Stadt unter anderem Namen wieder ins Geschäft bringen, sind doch Stammkunden in der restlichen Wirtschaft ein Eckpfeiler des Erfolges, und vor allem in schwierigen Zeiten wichtig. Ich will nicht verallgemeinern, ich bin mir bewusst, dass es Anbieterinnen gibt, die sehr wohl auf eine Stammkundschaft wert legen. Aber sind wir ehrlich, wer das Gewerbe nicht erst seit gestern kennt, wird diese Tendenz auch bermekt haben. (man lese mal eine Weile im Sexy-Tip,… wie oft sieht man „diese Dame war schon in xxx und nannte sich damals xxx“ usw).
Also, zusammenfassend meine Meinung:
Ihr netten Damen des Gewerbes, Ihr verdient sehr, sehr gut. Besser als jeder Ingenieur, und ich gönne es Euch von Herzen. Und wenn Ihr Euren Beruf, den Ihr hoffentlich selbst gewählt habt, auch gerne ausübt, werdet Ihr ihn bestimmt auch gut machen, und Euch auch lange über ein gutes Einkommen erfreuen können. Ihr habt das Recht, soviel zu verlangen, wie Ihr wollt, und der Kunde hat das Recht, zu entscheiden, ob ihm die Dienstleistung den Preis wert ist. Und legt von Anfang an offen, was Ihr für den geforderten Preis zu leisten bereit seid, um Enttäuschungen zu vermeiden. Denkt mittelfristig, und haltet die Willkür in Grenzen. Nur durch konsequente Nachhaltigkeit haltet Ihr Eure Kundschaft bei Laune, und so auch das Image des Gewerbes bei derselben.
Amen.
Bock