@ Calahan.
Ich bin überrascht über Dein heutiges posting mit Deinem Kommentar zu meinem jüngsten Schreiben. Ich bin von Dir Besseres gewohnt, und hätte von Dir - Deinem nick entsprechend - mehr britische Ironie erwartet. Nun denn, ist ja egal, zumal man es ja nicht allen recht machen kann. Solches ist auch nicht mein Ziel - weder im Alltag und schon gar nicht in diesem Forum. Gewisse Aspekte, die Dich offenbar irritieren sind anscheinend erklärungsbedürftig.
Wenn ich mich entschieden habe, mich in diesem Forum in einer Form zu offenbaren, zu der ich stehen kann, ist das meine Entscheidung, ob sie Dir passt oder nicht. Wenn ich mich dazu entschieden habe, meine Erlebnisse mit den jeweiligen Frauen nicht in alle Details gehend wiederzukäuen, hat das für mein Empfinden verschiedene Gründe: erstens ist dies ein Zeichen meines Respekts vor den Frauen, die sich mir hingegeben haben und deshalb ein Anrecht auf privacy haben – ungeachtet dessen, dass sie dies für Geld getan haben, zweitens sehe ich den Wert für Dritte einer solchen detaillierten Schilderung meiner Schäferstündchen nicht ein, zumal sich mir eine Frau anders hingibt als Dir (und natürlich umgekehrt, was Dir eine Frau zu geben gewillt ist, mag sie mir vielleicht nicht im gleichen Mass schenken etc. etc. etc.). Was würdest Du nun profitieren, wenn ich Dir in all erdenklichen Details beschreiben würde, was ich mit Nadja getrieben habe ? Was nützt es Dir zu wissen, ob wir uns oral, anal, banal, verbal, brutal oder sensual, auf Mission, von hinten, vorne, seitlich oder alles zusammen befriedigt haben? Was nützt es in Erfahrung zu bringen, wie oft es mir oder meiner Partnerin gekommen ist und mit wie viel Phon wir stöhnend unserer Lustextase Ausdruck gegeben haben? Was nützt es zur erfolgreichen Gestaltung Deines nächsten Globe-Trips, wenn ich Dir beschreibe, ob Nadja sich mir mit FOTBZSMNVPSAGSE (FranzösischOhneTiefBisZumSchaftMitNichtVorProgrammierterSamenAufnahme GegenSpeziellesEntgelt) hingegeben hat? Um Dir einen Anhaltspunkt zu einer bestimmten Frau zu bieten – und das ist wohl ja eines der primären Ziele diese Forums – reicht es Dir nicht, wenn ich Dir diese als Person und Mensch - also charakterlich und im Sinnlichen - umschreibe – oder, im negativen Fall, als mir nicht entsprechend und dies auch fair erkläre? Warum bist Du so versessen auf das Schreiben oder Lesen von - um die für Dich relevanten Kriterien zu nennen – offenherzig, erotisch und handfesten Berichten, die ins Detail gehen? Was ist denn schon so handfest, erotisch oder gar autoironisch an einem so offenherzigen Bericht über die erlebten sexuellen Praktiken mit einem WG ? Solche Berichte sind weder trivial, noch besonders handfest noch hoch erotisch. Dazu bräuchte es mehr literarisches Geschick, wie es von Zeit zu Zeit bei Delphi durchschimmert. Erotik entspringt der eigenen Phantasie, die durch Stimulation der Sinne in ganz bestimmten Gegebenheiten in Gegenwart einer oder mehrerer oder was auch immer attraktiver Frauen hervorgerufen wird. Erotik ist meiner Meinung nach nicht die sexuelle Praxis (die „Techniken“ des Liebemachens, wie sie - von Dir gefordert- detailliert beschrieben werden sollen), vielmehr ist die sexuelle Praxis die Folge der sinnlichen Erotisierung durch eine Frau, durch Ihr Äusseres, ihre Ausstrahlung, ihre Bewegungen, ihre Gesten, ihre Worte und – warum nicht durch - Ihren Geruch und Ihre Berührung. Gerade deshalb finde ich die sinnliche Personenbeschreibung der WGs relevanter, als die eingehende Schilderung ihrer sexuellen Praktiken selbst. Je nach erotischer Ausstrahlung des jeweiligen WGs weißt Du doch schon ziemlich genau, was Dich danach im Zimmer erwartet… – zumindest wenn Du von der Anagrafie her nicht mehr ein Greenhorn bist.
Was ist es denn, was mit den detaillierten Erlebnisberichten wirklich angestrebt wird ? Ist es, wenn es die Lektüre betrifft, womöglich ein Hang zum „literarischen“ Voyeurismus, oder, wenn es um das Verfassen solcher Texte geht, um eine Art „literarischen“ Exhibitionismus, nämlich das Geschehene unter Anteilnahme Dritter (der Lesenden) in der Erinnerung noch einmal wiederaufleben zu lassen und zu geniessen? Ok, fine. Ich werte nicht, die Literaturgeschichte kann gerade im Genre der erotischen Literatur auf Meisterwerke zurückblicken, sie sehen sprachlich und inhaltlich allerdings etwas anderes aus als die literarischen Erzeugnisse im ST in der Art: „…Vanessa ist notgeil und ich wusste, dass ich’ s ihr geben muss - jetzt und auf der Stelle, weshalb ich ihr meine volle Ladung in Gesicht spritzte. Um mehr lechzend schlürfte sie den Saft bis zum letzten Tropfen in ihre geile Kehle- ihr Durst war noch nicht gestillt und mit einem neckischen Lächeln schmachtete sie und bat mich nach mehr. Als Menschenfreund und Retter der weiblichen Begierde gab ich’s ihr noch fünf mal- das letzte Cocktail zwar nur mehr schlecht als recht, aber ich weiss es ja, trotz alle dem bin ich ein toller Hecht“ (aus den erotischen Abenteuer des Bertold Knecht).
Es ist natürlich eines jeden Recht, seinen Neigungen freien Lauf zu lassen und zu tun und zu lassen, was ihm gefällt. Es gilt dies zu respektieren, allerdings erheische ich im Gegenzug ebenfalls Respekt, meinen Neigungen entsprechend und meinen eigenen Gefühlen gehorchend entsprechend zu handeln.
Kurz, wenn jemand seine Erlebnisse detailliert zum Besten geben will, soll er dies tun; ich werte nicht und anders als Du bezichtige ich auch keinen, der dies tut als Ausplapperer - dies ist übrigens Deine höchst persönliche Interpretation, Calahan, die zwar Deiner subjektiven Wahrheit entsprechen mag, mit Objektivität allerdings wenig zu tun hat. Im Übrigen, fühle und sehe ich mich entgegen der calahanschen Meinung weder als puritanischer Edelmann noch als verklemmter – oder noch besser- engherziger und humorloser Füdlibürger, wenn ich meine Erlebnisse hier im ST nicht im Detail zum Besten gebe, sondern einfach als frei denkender Mensch, der sich selbst treu ist und sich nicht vorschreiben lässt – von niemandem – wie er sich auszudrücken hat. Wenn jemand meinen offenbar zu lapidaren und verklemmten postings etwas abgewinnen kann, fine, if not, never mind. So long Calahan.
Galeotto fu il Libro