Archiv 2003 - 2004

Tja. Ziemlich doof. Aber es tönte doch auch schon anders, da fand zum Beispiel eine Deutsche, die im Globe arbeitet, in einem 10v10 Beitrag die Schweizer Männer besonders liebe, einfühlsam, rücksichtsvoll. Und sage das auch noch voll in die Kamera.

Den Journalisten würde ich ausserdem mal ins Dakini schicken.

Und noch etwas: So ist Prostitution, so sind Salons genau so, wie sie die Medien haben wollen und keinesfalls eine Bedrohung oder gar eine ALternative oder sogar etwas, das man doch richtig schön in den Alltag integrieren könnte.

Hmhm

Weiss ja nicht ob der Sex anderer Nationalitäten soviel besser ist…ich werde mich wohl mehr anstrengen müssen.
Ns hätten sie auch gerne heisst es…dann gehöre ich zur Minderheit;)
FO wollen sie auch was dem Strubbeli sicher nicht gefallen wird…ach ja… @strubbeli: Kannst Du bestätigen, dass die hiesigen Männer bei dieser Gelegenheit noch Tipps für das Sexualleben abholen?

Also Leute reisst Euch am Riemen. Wir wollen doch nicht in die 3. Sexliga absteigen!

gruss fritzthcat

Die Serie im Blick dauerte gerade mal 4 Ausgaben. Zuerst gings mal um das Thema, dann um das Sexdreieck oberhalb Zürich, dann wurde über ein Girl berichtet, dass vom Freund zur Prostitution gebracht wurde und zu guter Letzt noch etwas über eine Domina. Dann wurde gross „ENDE“ publiziert. Es scheint jetzt also so, dass im Sonntagsblick noch mal ein bisschen auf dieses Thema zurückgegriffen wird, mehr nicht.

@strubbeli: ich finde deine meinung richtig: der kunde hat (klar, solange er anständig etc. ist) ein anrecht auf die dienstleistung und diese dienstleistung kann ja verschieden sein: schwatzen, händchen halten etc., verwöhnt werden, aktiver sex, what so ever, solange das dem „vertrag“ entspricht, ist es doch ok! der kunde kauft zeit und zuwendung: wie das ausgestaltet wird, kann den vertragspartnern überlassen werden.

nun gibt es aber viele WG’s aus dem norden oder aus dem osten, bei denen misst sich der grad der kundenzufriedenheit wohl nur in der geschwindigkeit und menge des „abspritzens“!

einen weiteren punkt stufen die interviewten damen als „negativ“ ein: spezialwünsche! wo denn, wenn nicht im puff, (wenn es aus welchen gründen auch immer zuhause nicht geht) sollen solche wünsche ausgelebt werden! doch dort wo sie von spezialistinnen angeboten werden!

aber eben, blick-reportagen sind ja immer so, dass sie vorurteile bestätigen.

Strubbeli / Pepsi

kann euren berichten nur zustimmen.

smokie

Heute aus der Neuen Luzerner Zeitung…

Unterwäschewerbung mit nackten Hinterteilen ist nicht unlauter

ZÜRICH - Werben für Unterwäsche mit Frauen, die ausschliesslich mit Strings bekleidet sind, ist nicht unlauter. Die Lauterkeitskommission hat einen entsprechenden Rekurs abgewiesen.

Die bis auf einen String unbekleideten Kehrseiten von Frauen, die im letzten Jahr auf Plakaten für eine Unterwäschefirma warben, hatten die Organisation „Terre des femmes“ auf den Plan gerufen. Die Plakate seien klar sexistisch und damit unlauter, machte die Organisation geltend.

Die Lauterkeitskommission der Werbebranche wies die Klagen zurück und beharrte auch bei den Rekursen auf ihrem Standpunkt, wie sie mitteilte.

Unbestritten sei, dass solche provokative Werbung Geschmackssache sei, hielt das Gremium fest. Die Plakatkampagne sei aber nicht unlauter, da ein Zusammenhang mit den beworbenen Produkten und dem Frauenkörper als Werbeträger bestehe.

Mit der Frage „Sexistisch oder nicht?“ musste sich die Lauterkeitskommission im vergangenen Jahr in 8,6 Prozent der 296 eingereichten Beschwerden befassen, wie sie weiter mitteilte. Das Selbstkontrollorgan der Schweizer Kommunikation überprüft die Beschwerden aus einem lauterkeitsrechtlichen Gesichtspunkt.

Gruss Kevin 2929

P.S.:Kevin-der-seeeeeehr-froh-über-dies-Urteil-ist…

Normalerweise finde ich Terre des femmes ja ganz gut. Die Kampagnen gegen Genitalverstümmelung, gegen Zwangsheirat, gegen Frauenhandel kann ich auch voll unterstützen.

Den Aktionismus gegen Stringtangawerbung verstehe ich aber auch nicht. Es ist doch eigentlich sehr naheliegend, für Stingtangas mit Bildern von Frauen in Stringtangas zu werben.

Ich hoffe, Terre des femmes setzt sich in Zukunft weiterhin dort ein, wo Frauen unter Unterdrückung leiden, das gibt es nämlich genug. In dem Gewerbe, von dem dieses Forum handelt, sowieso, und zwar leider auch in der „sauberen Schweiz“.

Einen wachen Blick wünscht Euch
Manuel

LOL sei wilkommen, grieche,

kataskopeo,

seit kurzem dabei, und schon so wachsam …
die unterdrückung in diesem gewerbe in der schweiz hat ganz massiv abgenommen (ich bin überhaupt nicht naiv). dank der sehr liberalen gesetzgebung ( das muss einmal gesagt werden, denn bei uns in frankreich ist das der horror, und die unterdrückung entsprechend viel höher ). wo ich aber immer wieder viel unterdrückung antreffe, ist bei mit schweizern verheirateten ausländerinnen, was da für brasils, marokanerinnen, ua’s, thai’s mit versprechungen angelockt und dann in „sklavenartigen“ zuständen gehalten werden …

auch einen wachen blick wünscht

Also das mit der angeblichen Zwangsprostitution hier in der CH-Szene ist doch ein Witz!
Ich weiss ich mache mir mit dieser Aussage keine Freunde bzw. Freundinnen, doch wenn diese Thais/Brasils etc. klagen, hat es ja oft den Hintergrund dass sie ihren Ehemann auf elegante Art loswerden wollen - oder sonst einen Dummen suchen. Logisch gibts solche Fälle schon, sind aber eher Ausnahmen würde ich mal sagen. Die Girls wissen meist sehr wohl auf was sie sich einlassen wenn sie eine Zweck-Heirat eingehen. Oft glaubt man dann, dass es sehr easy ist, den Typen rasch wieder loswerden zu können d.h. ohne die vereinbahrte Summe zahlen zu müssen - manchmal klappts halt nicht. Man kann hier keine zum Anschaffen zwingen. Auch sonst kenne ich kaum ein Land wo die WGs so geschützt sind. Muss noch anfügen dass ich nie mit einer WG verheiratet war, kenne aber viele Stories…
Es gibt immer zwei Seiten.

Scheint ein zeitungsartikeliger Monat zu werden…

Aus dem Facts…geschrieben von einer Frau.

Seltsame Dinge spielen sich auf dem Markt der käuflichen Liebe ab: Freier verlangen plötzlich nach Zärtlichkeit und Romantik, Huren sehen sich neuerdings als Menschen wahrgenommen, und Sexualtherapeuten finden das alles toll. Eine Trendanalyse aus dem horizontalen Gewerbe.

Von Monika Fahmy
Die Frau und der Mann pressen ihre Münder aufeinander, als hätten sie sich diesen Abend vorgenommen, den Rekord im Dauerküssen zu brechen. Er, schlank, Mitte dreissig, im hellen Anzug, die Krawatte gelockert, das schüttere Haar zerzaust, ist ein holländischer Geschäftsmann. Sie, Anfang vierzig, im schwarzen, dekolletierten Kleid, eine ziemlich füllige Südamerikanerin. Zwei Drinks stehen unberührt auf dem Tresen, die langen Blicke der Anwesenden nimmt das Paar nicht zur Kenntnis. So geht das eine Ewigkeit an der Bar eines Zürcher Viersternehotels – wer genau hinschaut, den beschleicht allenfalls das Gefühl, die Gesten der Dame muteten ein bisschen eingeübt an, ein wenig mechanisch gar.
«Die beiden kennen sich erst seit einer Stunde», sagt der Barman auf diskrete Nachfrage und stellt gelangweilt eine Schale Nüsschen hin. «Der Herr wird von der Dame für das Geknutsche sicher zur Kasse gebeten.»
Die Szene am Tresen illustriert die neueste Entwicklung auf dem Markt der käuflichen Liebe. Männer wollen küssen, knutschen, schmusen. Die Prostituierten bieten angesichts des immensen Konkurrenzdrucks im Gewerbe die entsprechenden Dienstleistungen an. Softpraktiken, Zärtlichkeit, parasexuelle Dienste haben Konjunktur – ein Blick in die einschlägigen Inserate-Rubriken von Schweizer Tageszeitungen bestätigt den Branchentrend: Da offeriert eine 26-jährige Chinesin namens Som «leidenschaftliches Küssen und Schmusen», da wirbt die Schweizerin Tina, 34, mit dem Versprechen «zärtliches gegenseitiges Verwöhnen bei Kerzenlicht» um Kundschaft. Und eine «dipl. Masseurin, reif, attraktiv, sexy, grosser Busen» will ihre Kunden mit «Massagen in romantischer Atmosphäre, ohne Zeitdruck!» verwöhnen.
Nachdem sich in der Vergangenheit viele Liebesdienerinnen mit Spezialkenntnissen in sadomasochistischen Disziplinen und mit dem Besitz entsprechender Gerätschaft positionierten – von der Peitsche über die Streckbank bis zum Zahnarztstuhl –, ist jetzt im Sexualgewerbe offenbar die grosse Zärtlichkeit, die inszenierte Romantik ausgebrochen. «Seit ich auch Küssen ins Sortiment aufgenommen habe, verdiene ich gut das Doppelte», sagt Miriam, eine 26-jährige Teilzeitprostituierte, die in einem gehobenen Salon im Zürcher Seefeldquartier ihrer Arbeit nachgeht. «Die Männer bleiben dann auch länger und zahlen für eine volle Stunde», erklärt die schlanke Brünette den Vorteil ihrer Angebotsdiversifikation.
Auch die Grossisten im Geschäft mit käuflicher Liebe haben die gewandelten Bedürfnisse ihrer Kundschaft erkannt, so das «Globe» (Eigenwerbung: «Der grösste und beste Erotik-Club der Schweiz»), ein zweigeschossiger, weitläufiger Sexsupermarkt in Schwerzenbach ZH.
Am Pool im Parterre räkeln sich acht Bikini-Nymphen, sie warten etwas matt auf Kundschaft. Nebenan in der Sauna schwitzt ein älterer, beleibter Herr mit grauen Koteletten einsam vor sich hin. Normalerweise sei hier am frühen Nachmittag viel mehr los, sagt Andy, ein Angestellter des Klubs. Was ist los? Was fordert die Männerwelt im «Globe» von den Prostituierten? «Eigentlich alles», antwortet Andy – aber: «Täglich rufen sicher 50 Männer an, die fragen, ob die Frauen auch lieb und zärtlich sind, ob sie auch küssen.» Für Küssen wird kein Zuschlag verlangt. Etwa die Hälfte der rund 30 jeden Tag im Bordell tätigen Sexworkerinnen bieten diesen Dienst an.
Überforderung an der Ehefront
Natürlich gibt es nach wie vor den Freiertypus, den es nach einer schnellen, harten Nummer verlangt. Neu ist aber der Wunsch nach Sexualverkehr, der eigentlich gar keiner mehr ist. «Die Männer wollen auch reden, schmusen, einen kennen lernen », sagt Kim. Die 22-jährige Österreicherin arbeitet seit vier Jahren im Fach, sie kichert unentwegt, macht auf einfältigen Teenager – es ist eine Masche, die gestandene Männer mögen. «Ich verwöhne meine Klienten zum Beispiel mit Massagen.» Selbstverständlich seien auch diese Handreichungen zärtlich, das verschaffe ihren Freiern grosse Befriedigung.
Sunny, 22, eine Deutsche, die gleichfalls im «Globe» ihr Brot verdient, berichtet sogar: «Die Männer zahlen auch, damit sie mich massieren dürfen.»
Den Psychologen und Paartherapeuten Patrick Wirz erstaunt die Wende zu vermeintlicher Zärtlichkeit kaum. «Viele Männer neigen dazu, Beziehungs- und Liebesbedürfnisse sexuell zu definieren, obwohl sie vielleicht weniger Erregung als Nähe suchen.» Dass Männer ihre Schmusebedürfnisse auch oder gerade gegen Bezahlung zu befriedigen suchen, kann für Wirz auch in einer Art Überforderung an der Ehefront ihre Ursache haben: «Die eigene Partnerin zu verführen und in erotische Stimmung zu versetzen, fällt manchen Männern schwer. Die Beziehung strengt sie an.»
Bei immer mehr Paaren seien zudem beide Partner berufstätig und sozial engagiert. «Je strenger es ein Paar im Alltag hat, desto schwieriger wird es, ein Zeitfenster für Zweisamkeit, Sinnlichkeit und Sexualität zu finden», beobachtet Wirz. Offenbar ist ein Bordellbesuch für heutige Männer einfacher zu terminieren als ein Schäferstündchen mit der festen Partnerin. Und die Prostituierte stellt ausser Geld keine Forderungen.
Bis vor kurzen war es unter Huren verpönt, ihre Klienten zu küssen. Küssen galt im Vergleich zum Geschlechtsverkehr als intimer. Es blieb der privaten Sexualität von Prostituierten vorbehalten. Dass viele Sexworkerinnen dieses Dogma – es galt auch als eine Art Ehrenkodex – fallen lassen, ist vor allem Folge des verschärften Wettbewerbs: In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Prostituierten schweizweit von 4000 auf 12’000.
Der Schweizer Mann – eine «Niete»?
Die Mehrheit der Neueinsteigerinnen stammen aus dem Ausland: Deutschland, Österreich, den Ländern des ehemaligen Ostblocks, aber auch der Karibik; der freie Personenverkehr in der EU erleichtert vielen die Einreise in die Schweiz. Gerade Debütantinnen, die sich einen Klientenkreis erst erarbeiten müssen, sind eher bereit, Spezialbegehren ihrer Kundschaft nachzukommen: sei es Küssen, sei es womöglich auch ein riskanter Geschlechtsverkehr ohne Präservativ.
Küssen, schmusen, streicheln, reden – was üblicherweise Bestandteil einer Liebesbeziehung ist, kaufen sich Schweizer Männer heute auch auf dem so genannten Drogenstrich. «Die süchtigen Prostituierten berichten uns, dass Freier oft Zärtlichkeit einfordern», sagt Irene Brühweiler, Betriebsleiterin der Kontakt- und Anlaufstelle der Stadt Zürich. «Und einige wollen einfach nur reden.»
Allerdings: Auch Verbalverkehr ist zuweilen ganz schön strapaziös. Kim, die Prostituierte aus dem «Globe», sagt: «Wenn man zehn Männer hintereinander hat, die einige Stunden lang reden wollen, wird es schon anstrengend», meint Kim. «Es nimmt einem zuweilen ja auch psychisch mit.»
Ungetrübte Freude am neuen Konversationstrieb der Schweizer Männer haben zumindest die Call-Center. Statt gelangweilt immer dieselbe Sexualsymphonie ins Telefon zu stöhnen, können sich die Mitarbeiterinnen der Sexlinien immer öfter als Laien-Therapeutinnen betätigen und bei der Lösung allerlei seelischer Probleme helfen. Die Gespräche würden länger und damit rentabler, bestätigt eine Mitarbeiterin eines Basler Sextelefonbetriebs.
Die neue Softness im Horizontalgewerbe liess unlängst den «SonntagsBlick» titeln: «Schweizer Männer wollen nur das eine: Kuscheln». Die Zeitung fragte angesichts des sanften Treibens in den Bordellen sogar beunruhigt, ob denn die hiesigen Männer sexuell nur noch «Nieten» seien, «langweilig» und «verklemmt». Diese Sorge wirkt nicht nur gesucht, sie ist auch ungerechtfertigt – die Lage präsentiert sich differenzierter: «Die Männer wollen nach wie vor auch Sex. Es geht ihnen aber mehr um das ganze Drumherum, um Romantik, Zärtlichkeit, nicht mehr bloss um ein schnelles Rein und Raus», sagt Fachfrau Kim.
Experten können der Nachfrageveränderung auf dem Sexmarkt sogar etwas Gutes abgewinnen: Der Trend nach Nähe bedeute einen Entwicklungsfortschritt, behauptet Psychologe Wirz. Männer realisierten, dass sie zu ihren Wünschen nach Zärtlichkeit stehen können. Und: «Auch Prostituierte sind nicht mehr einfach zum Abspritzen da, sondern werden als Menschen wahrgenommen.» Was für ein Fortschritt.

So long

Kevin 2929

P.S.: Kevin-der-beim-Anblick-von-Kim-und-Sunny-2-MAl-ins-Tischblatt-beisst…

@Alle

Sehr schöner Bericht!

Persönlich gefällt mir der Begriff „parasexuelle Dienste“ besonders gut!

Könnte der Begriff des Jahres werden!

der parasexuelle zappo, der auch auf Sex steht!

Hallo zusammen,

(sorry, ist ein langer Beitrag, der Zusammenhang zu diesem Thread ergibt sich erst weiter unten)

ich wollte kürzlich in einem anderen Thread etwas darüber schreiben, dass Thailänderinnnen in der öffentlichen Diskussion nie erwähnt werden (es ging um das Thema Ausbeutung), hab’s aber sein lassen, doch nun juckt’s mich schon wieder bei diesem Thema (müsste vielleicht bei evtl. Diskussion ein eigener Thread werden): Also, ich muss mal was los werden:
Ist euch aufgefallen, dass in Zeitungsartikeln oder TV-Reportagen nie etwas über Thailänderinnen gesagt wird, es ist, als ob die gar nicht existieren. Für das Normalpublikum gibt es ja nur folgende Kategorien:

  1. Die schon immer existiert habenden einheimischen Prostituierten, professionell, mechanisch, meist auch mit dem Image „emanzipiert“ (ohne Zuhälter, selbstbestimmt).
  2. Die sogenannten Ostfrauen, die angeblich so arm sind und mit falschen Versprechen in den Westen gelockt werden, da kommt bei vielen der Sozialarbeitertrieb hoch: sie wollen die Frauen retten. Obwohl Kenner wie wir wissen, dass gerade diese Frauen meist sehr genau wissen, was sie wollen (viel Geld: kenne jemanden, der hat zehntausende von Franken rübergeschoben, dann ist sie verschwunden).
  3. Dann gibt’s noch die Afrikanerinnen, z.T. die normalerweise auch dunklen Latinas (Brasilien, Karibik), die kann ja jeder in der Langstrasse sehen. Auch von denen liest man immer wieder Geschichten von gutmeinenden Journalisten (wie arm die seien, Probleme mit Fremdenpolizei, Ausschaffung, wie menschenverachtend das sei). Das die vielleicht ganz gern einfach für drei Monate hier genug Geld für ein Jahr oder mehr in ihrer Heimat einnehmen wollen, das will gar niemand wissen.
  4. Und schliesslich gibt’s noch den Drogenstrich. Auch hier natürlich der Tenor: Die armen Mädchen müssen ohne Gummi blasen (obwohl viele in einem Drogenabgabeprogramm sind und „nur“ für die Drogen ihres Freudes auf den Strich gehen, oder für zusätzliche Drogen wie Kokain).

Und meist ist der Tenor der öffentlichen Meinung so: Die armen, unterdrückten Frauen der Kategorien 2-4 sind schuld daran, dass das einheimische Schaffen (Kategorie 1) nicht mehr ankommt. Schlimm: Die beleben ja das Geschäft und bieten neue Praktiken an (Küssen! nett miteinander reden!). Dabei sind wir doch alle der Meinung, dass wenn man sich für einen Beruf entschieden hat, dass man den auch gut machen soll (und so sind wir froh, dass all die klassischen Schweizer Huren langsam aussterben - ich kann mich noch an Anfang 80er Jahre erinnern, wo man kaum anfassen durfte, französisch bei normalem Verkehr zusätzlich kostete, man mit „Fallenstellen“ getrickst wurde, Meckern bei Stellungswechsel, etc. - Ich bin froh, dass dank ausländischer Konkurrenz diese Zeiten vorbei sind, und dass der Preis immer noch derselbe ist wie vor mehr als 20 Jahren (100.- für Standardprogramm).

Erst in letzter Zeit hat es offenbar eine Trendwende in der öffentlichen Wahrnehmung gegeben:
5) sogenannter Label-Sex: Die Journalisten (Journalistinnen?) sind plötzlich erstaunt, dass es junge Schweizerinnen gibt (obwohl die meist ja ausländischer Abstammung sind, auch hier ein weiterer Vorteil der Globalisierung, man denke nur an all die Teeny-Thais, die unterdessen mit „spricht schweizerdeutsch“ werben), die für viel Geld ihren schönen Körper hergeben und damit keine Probleme haben. Das passt irgendwie nicht in das Weltbild der sogenannt aufgeklärten Öffentlichkeit.

Nun aber der eigentliche Anlass meines langen Schreibens:
6) Thailänderinnen. Nie liest man etwas von ihnen, offenbar wissen die Journalisten auch nichts. Deshalb auch die Aufregung um das Küssen, aber: Thailänderinnen haben (meist) schon immer geküsst (ist also nichts neues in der Schweizer Prostitutionslandschaft), sind zärtlich, natürlich, geben einem das Gefühl von Sympathie, bzw. im Gegensatz zur Kategorie 1 hassen sie die Männer gar nicht und empfinden es nicht als Schande, dass man für das Geld etwas tun muss, sondern sie mögen normalerweise den Kunden, denn es ist immerhin ein Geschäftspartner, den man anständig behandelt. Tja, und deshalb sind sie auch so beliebt, aber eben: man weiss nichts von ihnen. Man könnte jetzt darüber diskutieren, ob das mit Kultur/Mentalität zu tun hat (immer lächeln, nie klagen, nie das Gesicht verlieren), auch mit engen Netzwerken, worin sich alles abspielt und in die niemand hineinschauen kann.

Nun ein paar Einschränkungen zu meinem Text:

  • Die Kategorien sind natürlich zugespitzte Beschreibungen, ich weiss, jeder Mensch muss einzeln betrachtet werden, aber dennoch, ich meine, ich habe die Tendenz richtig beschrieben. Und dass es Ausbeutung (Schlepperbanden/Zuhälter), v.a. in Deutschland, weniger wahrscheinlich in der Schweiz gibt, weiss ich auch. Und dagegen soll man auch angehen.
  • Wahrscheinlich gibt es auch bei den Thais viele Probleme (es sind halt keine Schlepperbanden, sondern eher persönliche oder gar familiäre Netzwerke), aber eben, sie verstehen sich zu verstecken, und umgekehrt passen diese sanften Frauen nicht in das Frauenbild hiesiger Journalisten (da schreibt man natürlich lieber über ein Rudel Afrikanerinnen in der Langsstrasse, die bei einer Razzia rumtoben).

Na ja, nix für ungut für das lange Schreiben, gehört ja das meiste nicht zum eigentlichen Thema, wollte einfach mal sagen, dass nichts alles neu ist unter der Sonne (Küssen).

Und apropos „Küssen“: Das mit dem nicht-Küssen-wollen-weil-intimer-als-GV ist doch ein Märchen und nur ein Vorwand der alteingesessenen Huren der Kategorie 1. Sie machen einfach so wenig wie möglich, und da sie wissen, dass die Männer fürs Küssen weniger zahlen als fürs Bumsen, machen sie’s nicht. Würden Männer fürs Küssen mehr bezahlen, wär’s halt umgekehrt. Ganz abgesehen davon: im normalen Balzverhalten ist es ja auch so: man küsst zuerst, dann bumst man, und: viele Frauen, die man geküsst hat, hatte man nachher nicht im Bett. Das zeigt doch alles, dass GV viel intimer ist als Küssen.

@John Dick

Interessanter Bericht, der einige Aspekte enthält, die nicht zu leugnen sind!

zappo

Selbstverständlich (und zum Glück!) ist die Situation für Sexworkerinnen in der Schweiz besser als in den meisten anderen Ländern. Wer wollte das bestreiten.

Aber es ist nunmal so, dass „besser als anderswo“ noch nicht bedeutet „alles steht zum Besten“. Auch hierzulande gibt es Frauen, die der Sexarbeit unter desolaten Bedingungen nachgehen und bei denen viele Leute verdienen, aber sie selbst am allerwenigsten. Auch hierzulande gibt es Sexworkerinnen, die sehr selbstbewusst sind, aber trotzdem Angst haben, weil die Arbeit manchmal ein gefährliches Pflaster sein kann.

Mit anderen Worten: auch hierzulande ist der wache Blick weiterhin nötig. Zum Glück kann der aufmerksame Beobachter auch positive Entwicklungen entdecken, wie Fuck (den ich keinesfalls für naiv halte) richtig bemerkt hat.

Einen wachen Blick wünscht Euch
Manuel

@ John Dick

apropos Küssen (ich gehe davon aus auch ZK):
Im normalen Balzverhalten ist es wirklich so, aber in Studios wird nicht gebalzt.
Dass das Vermischen der Körpersäfte (sprich Speichel) für einige Frauen einfach eine innere Grenze darstellt und für sie wirklich intimer als GV ist, sollte man(n) einfach akzeptieren können.

Genau erklären kann ich es auch nicht. Vom Gefühl her würde ich sagen ist es etwa wie wenn jemand GO mit mir möchte. Der Gedanke jemanden pur in mir zu haben, geschweige denn sein Sperma…
Nein, hier ist definitiv meine Grenze (auch wenn er ein Arztattest mit negativen Blutresultaten bringen würde).

Noch ein anderer Gedanke:
Persönlich finde ich es eine faire Entwicklung, dass die Konkurrenz in den letzten Jahren grösser geworden ist. Der Gast sollte für den Betrag den er zahlt auch einen „guten Service“ bekommen (mit gut meine ich aber nicht, dass alles angeboten wird, sondern einen freundlichen, angagierten und motivierten Einsatz).
Denn ich denke, dass ZK, FO, GO immer mehr angeboten wird, damit Studiobesitzer und Zuhälter ihren Umsatz wieder steigern können. Bei wachsender Konkurrenz muss man halt etwas mehr bieten oder zumindest den anderen nachziehn.

Und ein letztes:
Die einzige Thai, welche ich bei der Arbeit kennenlernte, war ein kleines süsses Ding von 23, zwei Wochen in der Schweiz, fast kein Deutsch und im Studio um zu arbeiten.
Mit einem Schweizer verheiratet, der arbeitslos war und meist zu betrunken um sie zur Arbeit zu bringen oder abzuholen.

Grüsse von badgirl-welches-diese-Geschichte-immer-noch-traurig-macht

Du böses Mädel, kannst du mich mal aufklären was GO bedeutet?

Gruss
blue

Böses Mädel an perfekt blauen Buben:

Haben wohl ein neues Kürzel kreiert. Kann passieren wenn die Gedanken schneller als die Finger und die Augen schon etwas auf Halbmast sind.

GO = AO (Oder vielleicht wäre GVO auch nicht schlecht, oder?)

Grüsse von badgirl-welches-allen-ein-wunderbares-Wochenende-wünscht

@badgirl,
apropos Thai-Frauen: ich nehme an, dass es (wie Du schreibst) hier viele traurige Schicksale gibt, dazu gerade in 24-Stunden-Puffs schlechte Arbeitsbedingungen (v.a. kaum Schlaf), dazu die privaten Probleme.

Was ich ansprechen wollte, ist die Tatsache, dass man so wenig davon hört. Hat eben - um das zu wiederholen, was ich schon geschrieben habe - einerseits mit der Thai-Mentalität zu tun (still leiden ohne aufzubegehren), umgekehrt aber wahrscheinlich ebenso mit dem Desinteresse der hiesigen Journalisten (und damit der breiten Öffentlichkeit), denn diese Thaifrauen passen ganz einfach nicht in unser Weltbild; wo die Frauen sich nicht wehren, gibt es auch keine Stories über sogenannte starke Frauen. Irgendwie verschwinden sie (und ihr zum Teil unglückliches Los) einfach aus der Wahrnehmung. Oder um es nochmals anders zu sagen: Unsere (meist linken?) Journalisten schreiben einfach nicht gerne über Frauen, trotz eines manchmal harten Loses überdurchschnittlich freundlich sind und einen guten Service bieten (Küssen!). Es sind halt einfach keine Vorzeigefrauen für die Frauenemanzipation, auch wenn sie genauso Hilfe und Unterstützung bräuchten. Aber die Schwarzen und Latinas, die wahrscheinlich schon mit der Telephonnummer eines Anwalts einer Asylorganisation rumlaufen, haben halt einfach eine bessere PR und damit bessere Presse.

John Dick

Hallo,
heute im Tages-Anzeiger eine Geschichte übers Küssen (Ganzer Artikel unter tages-anzeiger.ch/dyn/leben/ … 97910.html). Dort wird dann geschrieben:

"Doch nicht nur aus gesundheitlichen Gründen gilt Küssen im Milieu als Tabu: Es ist etwas vom Wenigen, das Prostituierte mit Freiern nicht teilen mögen. «Irgendwas wollen sich die Frauen schliesslich privat behalten», sagt Lea Bösiger von der Zürcher Beratungsstelle Isla Victoria. Umgekehrt ist der Kuss für viele Prostituierte Zeichen von Liebe: «Wenn mir eine erzählt, sie habe einen Freund, der schön küsst, weiss ich, dass sie sich geliebt fühlt», sagt Bösiger. Seit fünf Jahren tauchen Erotikinserate auf, in denen «richtig küssen» oder «Zungenküsse» angeboten werden. «Eine Sauerei», findet Eva, «denn das ist eine Grenzüberschreitung.»

Ich hab’s ja an anderem Ort geschrieben (unter stadtmission.ch) redet, und offenbar hat keine eine Ahnung, was im Gewerbe wirklich abgeht! Ja um Gottes willen, warum reden sie nicht einfach mal mit einer Thailänderin aus einem Thaipuff? Es gibt heute zum Glück andere Einstellungen zum Sexberuf als das Schweizer Auslaufmodell aus den 80ern (hät’s der gwohlet?)!
Ich kann nur den Kopf schütteln über die Unwissenheit von Journalistin und „Sozialpädagogin“ (aber eben, diese Organisation wird ja von unseren Kirchen- und Staatssteuern, d.h. auch von Stadt und Kanton Zürich unterstützt… da muss man/frau nicht gross um die Realität kümmern, wenn nur das Weltbild stimmt (ach die armen Frauen, jetzt müssen sie die perversen Männer auch noch küssen…).

kopfschüttelnd,
John Dick

Artikel aus 20 Minuten vom 18.8.2004

«Der Stadtrat soll prüfen, wie für Prostituierte eine Meldepflicht eingeführt werden kann», schreibt SVP-Gemeinderätin Susi Gut im Vorstoss, den sie heute einreicht. «Damit wäre sicher nicht jedes Problem gelöst, aber zumindest ein Anfang gegen die Auswüchse im Milieu gemacht», begründet die Parlamentarierin gegenüber 20 Minuten ihr Postulat. Zumindest könnte die Arbeit der Liebesdienerinnen so transparenter gemacht und besser kontrolliert werden.

«Es besteht keine Meldepflicht, da es sich um ein freies Gewerbe handelt», so Susann Birrer, Infochefin der Stadtpolizei. «Die Polizei hat lediglich den Auftrag, die Auswüchse der Prostitution zu bekämpfen.» In einem zentralen Register werden einzig Infos von Frauen gesammelt, die sich freiwillig melden oder bei Kontrollen erfasst werden.

Vorsichtige Schätzungen auf Grund von Patrouillenrapporten gehen davon aus, dass in der Stadt mindestens 3000 Sexworkerinnen anschaffen. Allein seit 1999 kamen 1885 Personen dazu – 1174 davon aus dem Ausland. Mit der Osterweiterung ist ein weiterer Zustrom programmiert: «Das ist der Gipfel. Der Stadtrat hat das Problem erkannt, will aber nichts dagegen unternehmen», so Gut.