Das kam so:
Gemischte clubinterne Tennismeisterschaften für nicht Interclübler wie mich. Trotzdem mit nicht wenigen kreischenden Groupies auf den Rängen. Die Mitgliedschaft war eine teure Angelegenheit für einen wie mich, der dem örtlichen Proletariat entstammte. Also legte ich mich ins Zeug, wenn das Geld schon nicht reichte, um an anderen Turnieren zu spielen. Am Vortag hatte ich mich mit diversen bescheidenen Loops, Volleys und dem einen oder anderen kräftigen Topspin ins Endspiel gekämpft. Das fand nun um 11 Uhr sonntagmorgens statt. Es kam, wie es kommen musste: Zicke Andrea, Tochter eines Lokalpolitikers und Beherrscherin einiger fieser psychologischer Röckli-Tricks, fegte mich, den am Morgenmuffelsyndrom Leidenden, glatt unter hämischem Gespötte der Zuschauer mit 6:2, 6:7 und 0:6 vom rutschigen Sandplatz! Da der Finalmisserfolg einen, dem man vor Inkarnation nicht vom Trunke des Adonis zu schlürfen gegeben hatte, auch nicht sexier macht, verschwanden die Hybrisgroupies auch gleich, nachdem ich das bescheidene Pokälchen des Verlierers entgegenzunehmen hatte.
Frustrationen haben sich aufgestaut und wollten auch unter der Dusche nicht durchs Abflussrohr entweichen. Ich ging heim, nahm mein gehortetes Erspartes und sagte zum Päpu, ich ginge nach Zürich! Der lapidar: „Dass d’ mer nid im Niederdorf versandisch, Giel!“ Auch Verlierer brauchen Sex, und ich wollte so kurz vor RS-Beginn doch auch noch auf meine erste wirkliche Freihand-Rechnung kommen. Also zwei Stunden angereist, Niederdorf gesucht. Stüssihof oder so. Nix los! Man verwies mich dort an die Langstrasse, nachdem ich Siffredis Rudelbumserei nicht mehr tatenlos hinnehmen wollte. Rolandstrasse, exotische Dame beim Pärkchen an der Hohlstrasse. Ne, das war nichts für mich. Ein Kioskier verkaufte mir einen Sexanzeiger, nachdem er sich ein Lachen nicht hatte verkneifen können. Dort fiel mir der Name „Paradies“ ins Auge. Ja, das war genau das, was ich jetzt brauchte: ein Pa-ra-dies! Auf nach Glattbrugg!
Das Herz mitsamt Flatulenzdüften in der Hose klingelte ich, und eine pechrabenschwarzhaarige 23-Jährige tschechische Zigeuner-Schönheit öffnete mir die Tür, so dass ich glatt annehmen durfte, ich sei bei Prospers Carmen gelandet. Mag der Grund sein für meine seitherige Dunkelhaarfixation(?)! Finanzielles ward zackig gelöst, die Verständigung etwas schwierig, doch noch bevor ich meinen Wunsch aus der Dusche kommend hätte anbringen können, kam schon der kleine handgeplagte Wicht zwischen meinen Beinen in ihrem Mund zum Zug. Wow, gleich so eine Mischung zwischen devot und draufgängerisch hatte das Mädel drauf! Ich kannte mich nich’ mehr und warf sie ungestüm aufs Frottéetuch, was sie veranlasste zu fragen, ob „verspielt der junge Mann“. Ja, ja, natürlich, das war nun ein Satzgewinn, was! Schöne Stunde und ein paar geschenkte Minuten mit Erkundungen, wie sie jung Jizzy Jeff nicht einmal im Traum erahnt hatte - und ein Coci zum Schluss. Trotzdem hatte ich Schiss, dass mir die Roma mein Portemonnaie mitgehen liesse, während ich die Dusche danach absolvierte. Doch wir kugelten uns vor lachen, als ich aus dem Badezimmer kam und ich sie gleich daneben mit einem finster dreinblickenden Zeitgenossen im Foyer verhandeln sah, der abrupt das Weite Suchte. „Nix für mich, diese Mann“, posaunte sie, gab mir einen saftigen Schmatz auf die Wange und sagte: „Junge Mann, kommen doch bald wieder?“. Mit weichen Knien und unendlicher Liebe zu Tschechien zog ich über die Autobahnbrücke von dannen.
