@Don Juan
Du bist in den letzten Tagen hier im ST mit verschiedenen Superbeiträgen absolut zu Hochform aufgelaufen.
In diesem speziellen Fall einer unflätigen und frustrierten Hasstirade seitens eines sehr verwirrten weiblichen Wesens aus dem Gewerbe ist es dir trotz Deines fühlbar emotionalen Engagements gelungen, hier ein farbiges und ausgewogenes Votum abzugeben - das eine schliesst zwar das andere nicht aus - , das an Klarheit und Prägnanz in der Aussage nichts zu wünschen übrig lässt.
Aus Deinem posting spricht auch ein ehrlicher und liebevoller Respekt nicht nur vor „Kategorie“ WG, sondern vor der Frau im Allgemeinen - und das ist gut so. Gleich wie Du auch richtig zu trennen vermagst zwischen einem jämmerlichen geldgierigen und letztlich unehrlichen und unehrenhaften Weibsbild aus dem Gewerbe und der „Kategorie“ Hure, die sie ja vertritt und die aus Zusammenhängen, die ich jüngst anderswo beschrieben habe, sonst gerne - oberflächlich pauschal und zu Unrecht- mit den oben genannten negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht wird. Auch darüber gäbe es Bände zu schreiben…
Einige Punkte in deinem Beitrag lassen mich zwar etwas perplex, was aber Deiner besonnenen Aussage keinen Abbruch tut.
So beispielsweise Deine Gegenüberstellung in der biblischen Interpretation von Gier als Todsünde und Prostitution als Beruf.
Da kann ich Dir „theologisch“ nicht folgen, denn die Bibel stellt die Hure als Ehebrecherin und als jene die Ehebruch fördert dar und das wird (später, als die „Organisation der Kirche stand) als Todsünde „taxiert“ (und darf mit Ablass „gesühnt“ werden). Gregor 1 geht um 591 in seiner „Verballhornung der Evangeliums gar noch so weit , dass er in Maria Magdalena die Ehebrecherin und Hure sieht mit nicht indifferenten Auswirkungen auf das spätere Image der Prostitution…
Prostitution wird biblisch mit Ehebruch gleichgesetzt und wird deshalb ebenfalls sehr wohl der Kategorie der Todsünde angeschlossen.
Und was gerade dieser Irrtum mit Bezug auf die Prostitution ausgelöst hat, auf deren negative Presse, ist gewaltig.
Die Prostituierte verankerte sich über Jahrhunderte als verabscheuungswürdiges Wesen ins kollektive Bewusstsein. Weshalb will man mit einer solchen Frau, die man aber verdammt gerne besucht und die man im sexuellen Rausch dann noch gar mit Liebesschwüren eindeckt, sich noch heute – in einer sogenannt aufgeklärteren Zeit- nicht in der Öffentlichkeit zeigen ? Warum muss der organisierte Ehebruch oder das Ausleben der Sexualität im Bereich der Prostitution im Dunkel des Heimlichen geschehen ?
Weil wir immer noch die Spatzenhirne von seit jeher sind und es noch Jahrzehnte und Jahrhunderte erfordert, bis wir diesbezüglich allmählich aus dem kollektiven Bewusstsein auszubrechen vermögen.
Aber nein, da gibt’s noch die Möglichkeit, dass die Prostituierte geläutert und zur Umkehr gebracht werden, und als Liebchen vom Heim wieder vor den Herd gestellt werden kann. Richard Gere und Julia Roberts haben’s ja in Hollywood für unsere „bible-belt“- Brüder auf der anderen Seite des Atlantiks und die hehre übrige Welt, wenngleich charmant, vorgemacht. Die gefallene sich prostituierende Frau kann gerettet werden: im Fall von Hollywood durch den reichen und erfolgreichen aber seinerseits von seiner Geldgier geläuterten amerikanischen Gigolo oder im heimischen Puff durch den Bünzli, der als heiliger Ritter Georg das arme Mädchen aus dem Puff retten will und es mit Überhäufung von Liebesbezeugungen und anderem mehr – was ich da schon von Wgs gehört habe… wow, – einlädt, von ihrem schlechten Tun abzulassen und sich von ihm retten zu lassen, um im „goldenen Käfig des Wohlstandes“ und dessen eigenen Egos Hof zu halten.
Ein anderer Aspekt Deines postings, dem ich nicht so einfach zustimmen kann ist die von Dir bemühte „Gottgegebenheit“ für das Talent einer Prostituierten. Dass einer Frau die Prostitution in die Wiege gelegt ist, mmmhhh, na ja, ich glaube eher, dass einem Menschen eine mehr oder mindere Libido in die Wiege gelegt ist, die sich über die Jahre verschieden entwickeln kann. Sie kann sich verstärken oder gar auch zurück entwickeln und verkümmern. Dabei könnten für letzteres durchaus Gründe verantwortlich gemacht werden, die mit dem vorher besprochenen Themenkreis - Zwänge von aussen, verbogenes Sozialbewusstsein, Religion etc etc. - zusammenhängen mögen.
Man müsste dann auch definieren, was eine gute „als Hure geborene“ Hure wäre. Und da gibt es verschiedene Ansichten und da könnte man zwei neue threads öffnen, einen der das aus der Sicht des Mannes diskutiert und einen der das aus der Sicht der Frau tut.
Nach meinen Erfahrungen und Empfindungen habe ich mit jenen Prostituierten die schönsten und intensivsten sexuellen Erlebnisse geschenkt gekriegt, die Sex einfach lieben und denen wohl eine ausgeprägte Libido eigen ist und selbst – wenn’s passt – eben mitziehen und auch geniessen. Das heisst, es sind dies Menschen, die mit sich selbst meist einigermassen im Klaren sind, und die, trotz Problemen, die bedrücken – und das trifft in den meisten Fällen zu – diese für den Moment zur Seite stellen können. Es sind Menschen, die trotz Problemen der Vergangenheit und für die Zukunft voraussehbaren fähig sind, eben für den Moment dies „gut“ sein zu lassen und sich hier und jetzt, in der Gegenwart also, dem Moment hinzugeben. Dazu braucht es eine starke Libido und Genussfähigkeit im Sexuellen, die einem Kraft gibt, zum Ausleben der letzteren aber auch Menschenkenntnis, denn die Prostituierte muss auch Nein sagen können und sich den für sie richtigen Partner suchen, was im Business des bezahlten Sex nicht immer einfach ist. Aber Prostituierte sind sehr lernfähig und machen schnell Erfahrung und viele können Klienten deshalb sehr schnell „lesen“. Zugleich muss sie auch fähig sein, selbst zu erkennen, wann genug ist, denn die stärkste Libido kann sich (gerade mit den unerfreulicheren Exponenten unserer Spezies aber auch allgemein) mit der Zeit auslaugen, so dass die Batterien flach liegen und sich diese regenerieren müssen. Deshalb sind die geldgiereigen Huren keine gute Huren, denn sie merken es nicht mehr – oder zu spät – wenn die Batterien flach liegen oder wursteln einfach mit flachen Batterien weiter.
Plump ausgedrückt: sie nehmen die Schwänze trotzdem noch, obwohl sie keine solche mehr sehen möchten. Aber eben, ihre Pupillen haben sich einfach in Dollarzeichen mutiert, und mit Dollarzeichen in den Pupillen bist du blind und stumpf… Und stumpfe Frauen – so schön sie auch sein können - bringen keine Freude ins Haus.
Kurz, Don Juan, ich glaube nicht dass der Hure die Hure in die Wiege gelegt wird, aber gewisse Aspekte, die einer „gute Karriere“ in diesem „Handwerk“ förderlich sind, also eine gewisse Voraussetzung (Freude an der eigenen Sexualität) mag „angeboren“ sein. Bis sich das in solche Bahnen entwickelt, wenn es sich dann in diese Richtung entwickeln soll, dass sich die Frau aus „Überzeugung“ ins „Gewerbe“ begibt und „gute Hure“ wird, da braucht’s eben andere Faktoren.
Diese im einzelnen ausreichend zu erläutern bedürfte es nicht eines ST postings sondern einer breit ausgelegten und wohl recherchierten Abhandlung, wo eben vorallem die direkt betroffenen zur Sprache kämen
Gruss
Galeotto