Doppelstrategie gegen Zwangsprostitution während EURO 08
BERN - Das Rotlichtmilieu soll während der EURO 08 nicht zum illegalen Trittbrettfahrer werden. Die Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel (KSMM) empfiehlt eine Doppelstrategie, um der Zwangsprostitution entgegenzutreten.
In Polizeikontrollen und gezielter Sensibilisierungsarbeit durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sieht die KSMM Mittel, um einen möglichen Anstieg der Zwangsprostitution zu verhindern. Der Bund ist bereit, Kampagnen der NGOs mit einer Anschubfinanzierung von 100 000 Franken zu unterstützen.
Die KSMM stützt sich mit ihren Empfehlungen auf die Erfahrungen während der Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland, wie das Bundesamt für Polizei (fedpol) und die Projektorganisation Öffentliche Hand UEFA EURO 08 mitteilten. Dort zeigte sich indes, dass die befürchtete Zunahme ausblieb.
Im Vorfeld der WM rechneten die deutschen Behörden mit bis zu 40 000 ausländischen Frauen, die während des Sportevents zur Prostitution gezwungen würden. Tatsächlich stellten sie dann 26 Opfer von Menschenhandel fest. Bei fünf dieser Opfer bestehe ein direkter Zusammenhang mit der WM.
Auch die legale Prostitution habe während der WM nicht zugenommen, im Gegenteil: An einzelnen Orten sank die Nachfrage, an den meisten Orten blieb der Gesamtumsatz im Sexgewerbe stabil. Nach Einschätzung der deutschen Behörden und der KSMM gibt es dafür mehrere Gründe.
Zum einen dürfte die Polizeipräsenz Menschenhändler, Prostituierte und Freier gleichermassen abgeschreckt haben. Die Behörden vermuten, dass mögliche Freier aufgrund von Informations- und Aufklärungskampagnen von Sexdienstleistungen absahen - aus Furcht, einer Zwangsprostituierten zu begegnen.
Kommt hinzu, dass WM-Spiele Gesellschaftsanlässe sind. Viele fieberten nicht allein mit, sondern gemeinsam mit Freunden, der Freundin, der Frau oder gar mit der ganzen Familie. Potenzielle Kunden hatten so kaum Gelegenheit, unbemerkt ins Sexgewerbe abzustechen.
100 000 Franken gegen Zwangsprostitution
Bild: Keystone
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