Nun möchte ich einmal ganz unmassgeblich ein wenig Kritik an der Bilder-Praxis in den Inseraten und auf den Homepages üben. Denn diese ist zum Teil so geartet, dass einem die bange Frage aufsteigt, ob gewisse Leute schon mal was von Photographie gehört hätten.
Nun gut, es gibt auch die Studios, deren Bilder schon von weitem erkennen lassen, dass da ein ganzes Photostudio am Werk war, was auch nicht immer zum Vorteil gereicht. Denn da sind „künstlerische“ Reflexe auf die Haut montiert, Bildrahmen angeklebt, die schon mal 15 Minuten Ladezeit erfordern, kunstvolle Posen ausgesucht, die nun wirklich jeder schon aus dem Playboy oder sonstwoher kennt, und Frauchen von 1.58 optisch durch Kamerapostierung auf 1.78 gestreckt.
Irgendwo sollte es allerdings einen Mittelweg zwischen getünchter Professionalität und unprofessioneller Pfuscherei geben.
Manche meinen wohl, sie müssten nur mal den Busen recken und die beste Freundin mal kurz Klick machen lassen, und ab auf die HP mit der verwackelten Ablichtung, die Bildrauschen aufweist, stürzende Linien und unnatürliche Farben. Andere wiederum zeigen sich aus allen Richtungen, wobei jedesmal die Farben anders aussehen. Auch beliebt sind Schummerlinseneffekte, die weiland an „Bilitis“ erinnern. Ganz zu schweigen von dem Blitzlicht-Effekt in einem Spiegel oder einem Fensterglas, der nun wirklich total out ist. Schliesslich ist auch das „Zuschneiden“ von Bildern ziemlich beliebt, es finden sich daher Bilder in allen Formaten, auch solche, die 2000 Pixel hoch und 250 breit sind, und wenn es nicht etwas komplizierter wäre, fände man auch mehr Bilder in Kreisform oder sonst einer geometrischen Figur.
Dabei ist es gar nicht so schwer, eine halbwegs gute Abbildung hinzukriegen. Dazu braucht niemand gelernter Photograph zu sein, ein paar „Küchenrezepte“ helfen schon gewaltig.
Vielleicht ganz elementar: Die Bedienungsanleitung einer Kamera ist dazu da, gelesen zu werden - und zwar meine ich mit Lesen: wirklich durchlesen, nicht bloss solange durchblättern, bis das Einlegen der Batterien und das Einschalten geklappt hat. Ferner wäre es nicht dumm, sich einmal den Unterschied zwischen einer Filmkamera und einer Digitalkamera bewusst zu machen.
Vor allem andern aber sollte zuerst einmal klar werden, was für Bilder eigentlich entstehen sollen: Wollen wir einen Kunstpreis gewinnen? Nein. Wollen wir aller Welt vor Augen führen, was für eine teure Kamera wir besitzen? Nein. Oder wollen wir etwa potentiellen Kunden einen zutreffenden Eindruck vermitteln, auf den gestützt sie sich sagen: „Ja, die Frau will ich!“, und dann zu uns kommen? Das dürfte keine schlechte Überlegung sein.
Um ein einigermassen informatives Bild zu erhalten, muss es dokumentarisch sein. Also müssen wir, wenn wir uns mit Fleiss und Überlegung dazu entschlossen haben, dokumentarische Bilder schiessen. Das ist zwar keine grosse Kunst, sondern eher das alltägliche photographische Handwerk, aber auch auch nicht völlig einfach (sonst könnten es ja auch die Schnell-mal-kurz-Knipser).
Dann folgt als nächste Überlegung die Frage, welcher Ausschnitt zu sehen sein soll, bspw. soll der Körper einer Frau zu sehen sein. Gleich danach folgt die Wahl des Hintergrundes. Ein Spiegel oder eine hell reflektierende Fläche, die garantiert das Blitzlicht widerscheinen lässt, kann eine hellhäutige Europäerin schon mal zum Verschwinden bringen. Besser ist es ohnehin, mit Tageslicht zu photographieren.
Es gibt noch einige weitere kleine Regeln, die beachtet werden sollten, worauf sich schon ganz brauchbare Bilder ergeben. Doch breche ich hier meine kleine Fotoschule ab. Wer ernsthaft Interesse daran hat, anständige Bilder hinzukriegen, kann sich einer reichhaltigen Auswahl einschlägiger Literatur bedienen oder eine kundige Person um Anleitung ersuchen. Wer will, darf auch meine Wenigkeit anfragen, ich erkläre es auch gern einmal und sogar sehr billig.
Eigentlich wollte ich ja damit bloss einer gewissen durch dieser Tage gesichtete Bilder ausgelösten Verstimmung Ausdruck verleihen.