für Barbie, die ich immer vermissen werde.
Er zündete das Feuer an, in dem Barbie starb
Vor dem Strafgericht sitzt ein Mann, der an der Colmarerstrasse tödliches Feuer gelegt hat
Claudia Kocher
Nach Sex mit einer Transsexuellen legte ein Freier im Keller des Gebäudes an der Colmarerstrasse Feuer. Durch die Rauchentwicklung starb die Transsexuelle im Lift. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf Mord.
Die Panik, die am 15. Februar letzten Jahres an der Colmarerstrasse 59 ausgebrochen war, lässt sich anhand der Aussagen der Mieter gut nachzeichnen. Viele waren um halb fünf Uhr zu Hause, als vom Keller her Rauch aufstieg. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle. Wegen starken Rauchs konnten die Mieter allerdings nicht durch den Hauseingang flüchten › sie mussten sich über Drehleitern der Feuerwehr retten. Einige Mieter hörten Schreie. Sie kamen wohl aus dem Lift. In diesem befand sich das Opfer, ein Mann, der als Transsexuelle namens «Barbie» seine Dienste im obersten Stock des Hauses anbot. Als die Feuerwehr ihn aus dem stecken gebliebenen Lift befreit hatte, war er bereits bewusstlos. Er starb einen Tag später im Unispital an einer Kohlenmonoxidvergiftung.
AlkohoL. Der Mann, der für den Brand mit Todesfolge verantwortlich sein soll, sitzt seit gestern vor dem Strafgericht. Die Anklage lautet auf Mord und qualifizierte Brandstiftung. Der 34-Jährige macht einen ernsten, gefassten Eindruck. Seit er in Untersuchungshaft sitzt, ist er trocken. In den letzten vier Jahren vor dem Geschehen habe er massive Alkoholprobleme gehabt, erzählt er. Seine erste Ehe sei wegen seines Trinkens gescheitert, er sei sehr aggressiv gewesen. Aus erster Ehe hat er zwei Kinder. Dazu kommt von einer anderen Frau ein ungeplantes Kind, welches er als Vater anerkannt habe. Mit seiner jetzigen Freundin hat er ebenfalls ein Kind. Es kam zur Welt, als der Angeklagte bereits im Gefängnis sass.
DATE MIT BARBIE. Seine Kindheit bezeichnet der Angeklagte als glücklich. Er hat eine Lehre als Heizungsmonteur gemacht, sich danach mit Temporärjobs über Wasser gehalten. Einmal hatte er eine Festanstellung als Chauffeur. Sein letzter fester Job war bei einer Brandschutzfirma. Da habe er Sprinkleranlagen montiert. «Ist das Zufall?», will Gerichtspräsident Lukas Faesch wissen. «Ja», so der Angeklagte.
Am 15. Februar des letzten Jahres arbeitete er auf einer Baustelle. Es war langweilig. Er hatte bereits am Mittag viel Bier intus. Da sah er das Inserat von «Barbie» in der Zeitung. Er kontaktierte sie via Telefon. Sie verabredeten sich gegen 16 Uhr. Der Angeklagte ging ab und an zu Prostituierten.
Der Sex mit Barbie, die er zum ersten Mal traf, sei gut gewesen. «Als Sie gingen, waren Sie beschwingt und zufrieden?», fragte Faesch. «Ja», so der Angeklagte. «Ich war zufrieden. Es war ein guter Moment.» Danach sei er direkt in den Keller gefahren und habe einen Zeitungsstapel angezündet. «Wieso?», will Faesch wissen. Er könne sich den Grund nicht erklären, sagt der Angeklagte. «Blödsinn im Alkohol.»
In der Anklageschrift steht es anders: Er sei nach dem Sex unzufrieden gewesen, da während des Aktes das Telefon mehrmals geläutet habe. Auch sei die Handlung durch Läuten an der Wohnungstüre unterbrochen worden. Er sei nicht zufrieden gewesen, weil er gestört worden sei, gab der Angeklagte gestern zu. Aber mit dem Service sei er insgesamt zufrieden gewesen.
Nach der Tat ging der Angeklagte nach Hause, fütterte seine Tiere und fuhr dann zu seiner Freundin aufs Land. Als er in der Zeitung las, dass durch den Brand jemand gestorben sei, ging er zur Polizei und gab an, er sei wahrscheinlich der letzte Freier des Opfers gewesen. Seine Kontaktaufnahme stellte die Polizei auf dem Handy des Opfers fest. Gestellt hat sich der Angeklagte aber nicht. Seine Kollegen, denen er davon erzählt hatte, hatten die Polizei kontaktiert.
Salons im Haus. Durch den Brand mussten acht Bewohner in Spitalpflege überführt werden, eine Frau gar in psychiatrische Behandlung. Wenige der Mieter wollen gewusst haben, dass es im Haus zwei Massagesalons gab. Laut Aussagen der Hausbewohner sei die Eingangstüre nie abgeschlossen gewesen, jeder habe kommen und gehen können. Das Haus gehört einem Basler Grossrat. Als die Feuerwehr eintraf, war er zusammen mit einem Mann der Gebäudeversicherung bereits vor Ort. Im Keller stellte die Feuerwehr zwei Brandherde fest. Der Angeklagte will aber nur einen Zeitungsstapel mit seinem Feuerzeug in Brand gesetzt haben.
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