Archiv bis und mit 30. Dezember, 2004

Ich finde das Langstrassen Plus Projekt der Stadt Zürich generell eine sehr gute Sache. Vor allem als Direktbetroffener aus diesem Kreis wurden meines Erachtens schon mehrere wegweisende Entscheidungen getroffen. Ich denke da primär an das Quartierzentrum und die Rückeroberung der Bevölkerung auf der Bäckeranlage. Auch würde ich den Kauf der Sans Souci-Bar erwähnen und die Eröffnung der coolen Bar (Rossi) an der Sihlhallenstrasse finde ich begrüssenswert und ist wohl auf dem Mist der Stadt bzw. dem Projekt gewachsen. Darüber hinaus wurden vor allem im Kampf gegen die um sich greifende Drogenszene weitere Erfolge erzielt. Die Strategie des Projekts ist die Aufwertung der Kreise vier und fünf, die über Jahrzehnte von der Stadt vernachlässigt wurden. Es geht hier auch um Erhöhnung der Wohnqualität, die eben nicht so einfach den Wohnort wechseln kann.

Nicht ganz einig gehe ich mit der Stadt in Bezug auf Vorgehensweise gegen die (illegalen) Prostitution. Einen ziemlich Bock haben sie mit der harten Intervention gegen das Verbot der Fensterprostitution geschossen. Einfach hilflos und repressiv! Schwieriger zu beurteilen ist der Fall Restaurant Sonne. Es ist wohl unbestritten, dass die Liegenschaft an der Hohlstrasse 32 zu den berüchtigsten Ecken in der Stadt zu zählen ist. Es gibt einerseits die Restaurant Sonne, das schon ein traditioneller Ort in der Stadt Zürich ist und eine Schliessung würde ich sehr bedauerlich finden. Ich bin nicht der typische Gast von solchen Lokalitäten, doch wäre es schade um ein spannendes Original. Andererseits scheinen in den oberen Etagen an der genannten Adresse sich ziemlich wilde Sache abzuspielen. Inwieweit das Restaurant von der restlichen (problemhaften) Liegenschaft abgekapselt werden kann, kann ich nicht beurteilen. Sieht man aber eine Kausalität, was die Stadt offensichtlich tut, dann kann man bei allem Bedauern die Entscheidung der Stadt nachvollziehen, schliesslich ist ihr Ziel die Beruhigung des Quartiers.

Glücklicherweise ist es aber (noch) nicht soweit. Die Stadt hat die Liegenschaft erst einmal unter die Lupe genommen und Verhandlungsgespräche sind noch nicht einmal geplant. Also mal schauen, was passiert.

Und noch ein Wort @ prses

  1. Der Staat hat in dieser Sache nichts zu entscheiden. Es liegt also in der alleinigen Entscheidungskompetenz der Stadt Zürich.
  2. Die Willkür findet sicher irgendwo statt, hat aber meistens auch seine Gründe.
  3. Die Verlagerung der Schulhäuser aus dem Kreis vier ist wohl einer der zynischsten Bemerkungen, die ich je im ST gelesen habe.

Bitte versuche nicht alles so zu pauschalisieren und versuche bitte etwas verknüpfter zu reflektieren, bevor du das nächste Mal einen Rundumschlag gegen jegliche staatliche, kantonale oder lokale Behörde lostrittst.

Ich habe auch fertig.

hallo
ich bin zwar nicht von zh, habe aber jahrelang im 4 verkehrt und finde es schade was die stadt da macht. ok, es ist ein argument für die die da wohnen aber ich habe mega probleme mit der bünzli einstellung in der gesellschaft!!! was zum teufel stört eigentlich das sexgewerbe??? die würden lieber hin gehen und sich eine scheibe von amsterdam abschauen. leichte drogen und prostitution lieberalisieren, die hurren als job anerkennen und steuern einkassieren. es wäre alles zentraliesierter und kontrolierter!
ich habe es einfach leit diese blöde beformundung des staates, oder glauben die bürger wirklich das die politiker kein gebrauch
von nobelhurren oder cocks machen???
das ist wie das rauchen, es wird immer mehr beschnitten der lebensraum der raucher, aber bitte, wo bleibt den die toleranz oder die sogenannte demokratie???
aber leider können wir uns nur tot ärgern und nichts dagegen machen.
aber der polizeistaat ist mächtig im vormarsch (armseelig und bedauerlich)
und dann ziehen die leute über andere länder her, das dort diktiert wird, dafür sollten sie mal vor der eigenen haustür kehren.
ich sage nur, schade und tschüss schöne freie schweiz…

Jetz muss ich aber auch noch kurz meinen Kommentar zu Staat abgeben:
Bitte der Staat ist kine selbstherrliche anonyme unsichtbare Person.
Der Staat sind wir, präziser wir mündige Schweizer Stimmbürger.
Wir verleihen diesem Staat Macht durch die Gesetzte, die übrigens auch uns schützen und leider viele Rechtsbrecher ebenfalls schützen.
Wer mit der Staatsmacht nicht einverstanden ist, der äussere sich mit seiner Stimme bei Wahlen und Abstimmungen. Oder noch besser, er nehme am politischen Tagesgeschäft in einer Partei oder Gruppierung aktiven Anteil.
Vir 30 Jahren konnte mann in der Bodega Bar zwischen einer Nutte die Pause machte und einem REchtsanwalt, Geschäftsführer oder Politiker stehen und einen Drink genehmigen. Man konnte prahlen, diskutieren und viel lachen.
Es gabe keine offene Drogenszene und es gab auch keine Transvestiten, die dir in Schritt griffen. An der Langstrasse konnte man sich herzlich amysieren. Wenn die Stadt versucht uns von dieser Freiheit für alle einen Teil wieder zurückzugeben, dann ist das gut so.

@ frank:

Keine Angst. Der Staat kassiert bei den Pros durchaus Steuern ein. Und zwar nicht zu knapp! Alle Pros werden von den Behörden jeweils automatisch dem Steueramt gemeldet.

Gruss
Gandalf

@ Pendler:

Im Prinzip hast du natürlich Recht. Nur ist es weitgehend Theorie. Es kann und will sich nun mal nicht jeder politisch engagieren und die Ausübung des Stimm- und Wahlrechts reicht schlichtweg nicht aus. Gesetze werden zwar von uns Stimmbürgern genehmigt aber auch erst durch behördliche Verordnungen konkretisiert und von Behörden angewendet. Tatsache dabei ist, dass Politiker und Beamte oft unverhältnismässig und nicht selten am Rande der Willkür (oder auch darüber) handeln.

Ich kann beim allerbesten Willen nicht erkennen, was der Kauf der Sonne-Liegenschaft mit der Rückgabe von Freiheit zu tun haben soll! Du kannst auch heute noch im Kreis 4 deinen Spass haben. Und das mit Sicherheit nicht weniger als vor 30 Jahren. Nicht nur aber auch in der Sonne kannst du Pros, Politiker, Richter, Anwälte, Banker, Geschäftsleute und unzählige andere Berufsgattungen mehr antreffen. Armut, Mittelstand und Reichtum sind gleichermassen vertreten. Es wird sehr wohl viel diskutiert und gelacht. Nicht selten wohl auch geprahlt. Daran hat sich nicht viel geändert.

Prostitution gibt es im Kreis vier schon seit Jahrzehnten. Früher vermutlich noch viel mehr als heute. Zumindest wesentlich offener, sichtbarer. In allen möglichen Strassen und Gässchen standen Pros verschiedenster Nationalitäten und boten ihre Dienste an. Im Gegensatz zu heute hatte es auch zahlreiche Schweizerinnen. Auch dadurch lebte das Quartier. Heute herrscht Repression. Die Pros werden sogar schon gebüsst, wenn sie sich dezent im Schaufenster anpreisen. Mit regelmässigen Razzien wird gezielt Jagd auf Touristinnen gemacht, die sich hier zwar illegal, aber ohne jemandem zur Last zu fallen, ein Einkommen erarbeiten, um in ihrem Heimatland besser (Über-)Leben zu können. Bis zur Ausschaffung fallen enorme Kosten an, die durch die Steuerzahler zu berappen sind. Ist dagegen eine Schlägerei im Gange, schaut die Polizei auch schon mal einfach aus Distanz zu, ohne einzugreifen. Fixer können sich schon fast unter Polizeischutz ihren Schuss setzen und Dealer ihre Geschäfte ungehindert abwickeln, als verkauften sie Kaugummi. Ich verkehre seit über 20 Jahren regelmässig im 4i und habe mich dort noch nie belästigt, bedroht oder gefährdet gefühlt. Früher habe ich mich nur an den offensichtlich überall präsenten Zuhältern gestört. Auch wenn sie mich nie behelligt haben, fühlte ich mich unwohl. Die Zuhälter, soweit es sie noch gibt, fallen inzwischen kaum mehr auf. Heute nerven mich dagegen vor allem die aufdringlichen Drogendealer, die mir jedes Mal ganz ungeniert ihren Stoff andrehen wollen, und wenn ich dankend ablehne böse Blicke zuwerfen. Dagegen hat sich schon so manche Pros aus Angst, ich könnte von der Polizei sein, von mir abgewendet. Und nun soll ein ordentlich geführtes, gut gehendes (weil offensichtlich beliebtes) Lokal von der Stadt gekauft werden, nur um es einem anderen Zweck zuzuführen. Da frage ich mich ernsthaft, ob das nun wirklich die Freiheit ist, die wir alle wollen oder ob nicht unsere sauer verdienten Steuergelder (der Profilierungssucht Einzelner dienend) verschleudert werden.

Wohlgemerkt, es braucht und gibt Regeln, die befolgt und durchgesetzt werden sollen und müssen. Dagegen habe ich absolut nichts einzuwenden. Aber bitte dort, wo es wirklich prioritär ist und wirklich der Förderung der Lebensqualität dient. Es gibt auch das Opportunitätsprinzip, das vielfach vergessen wird und deshalb in Erinnerung zu rufen ist. Was gefährdet oder stört wohl einen Anwohner und dessen Kinder im 4i mehr. Die mehr oder weniger diskret ihre Dienste anbietende, aber im übrigen absolut harmlose Prostituierte oder die stets gewaltbereiten, aufdringlichen Dealer? Wäre ich Anwohner im 4i, müsste ich die Antwort nicht lange überlegen.

Gruss
Gandalf

ist ja schon gut, jedem seine meinung, aber ich finde das wir in die falsche richtung laufen, ich denke nicht das der staat uns ein teil der freiheit zurüchgibt, im gegenteil, ich finde das es immer mehr einschränkungen und vorschriften gibt, aber wenn den leuten das modell amerika gefällt, dann bitte

@gandalf

ok, das ist klar, ich dachte einfach das es organisierter sein könnte, ich denke das es viele ilegale pros gibt und das es die falsche lösung ist irgendwelche immobilien zu kaufen und so aufräumen zu wollen. für mich ist das bevormundung und freiheitsberaubung

gruss
frank

@ frank

Wenn etwas in dem Bereich wirklich gut organisiert ist, dann die Erhebung der Steuern. Wenn du mein obiges Posting gelesen hast, weisst du, dass unsere Meinungen nicht allzu weit auseinanderliegen.

Gruss
Gandalf

PS: Ich hab versucht, den Einsternverteiler etwas zu kompensieren „lol“

hmm, kann da gandalf nur zustimmen. daumenhochhebt.

ich fühle mich auch in keinsterweise bedroht oder sonst was im 4i. ich finde die vielen kulturen und verschiedenstens menschen im 4i genau das reizende und interessante daran. wenn menschen aus der ganzen welt, warum sie auch immer da sitzen, zusammensein können, lachen, spass haben, dann sollten wir doch mal glücklich sein und mit dem ewigen jammern aufhören. ob ein paar touristinnen hier ihr geld verdienen, in dem sie sich anbieten, ist mir noch so recht. 1. zahlen wir ja denen nicht gezwungenermassen was, und wenn dann aus dem eigenen portemonnaie und nicht aus dem portemonnaie staat.

wo genau liegt das problem, ich verstehe es nicht. lasst doch menschen menschen sein und freiheit ist nun mal, dass wir auch mit dem gesunden menschenverstand nebst all’ den regelungen leben können. oder muss man uns wie marionetten durchs leben bewegen?

alle im gleichschritt…jawohl, kompanie achtung! pfff…

bin gerade heute an der sonne vorbeispaziert, und dachte, ohjemine, hoffentlich bleibt die noch so wie sie ist und wird nicht verkauft.

die stadt würde lieber mal anständige polizisten auf die beine stellen, und an der ecke aargauerhof/tropical aufräumen mit den dealern… aber nein, das ist ja nicht so wichtig.

ach herje…was solls!

kommt, lasst uns wieder „geniessen“ und über unsere damen schreiben.

hat eigentlich einer wieder mal die blonde vollbusige italienerin in der sonne gesehen? sie hat ihr zimmer in der regina, hat auch eine website, madonna-escort.ch ?

Wenn ich hier so mitlese, kann ich es fast nicht glauben dass dies ein einschlägiges Forum der Szene ist…

@Tomcat
Ist es auch nicht mehr. Jedefalls nicht mehr in deinem gedachten Sinn. Denn die Szene ist nicht homogen. Und mit der Masse verliert alles seine Würze.

Trotzdem, ich denke es gibt hier immer noch sehr gute Insiderinfos wenn sie auch nicht mehr so auf dem Silbertablett serviert werden wie früher.

@ gandalf

genau das meine ich, du hast es halt besser rübergebracht, smile,
es wäre doch möglich eine lösung für beide seiten zu finden.

@tomcat

ab und zu muss auch mal um das tema herum gesprochen werden, weil wenn die szene schrumpt gibt es auch immer weniger zu berichten

@ Tomcat:

Hast ja schon Recht! Aber in anderen Threads gab es schon wesentlich weiter gehende „Verirrungen“.

Gruss
Gandalf

Frank: ok, es ist ein argument für die die da wohnen

Stimmt schon, nur wieviele davon waren schon vor der Sonne da, und wieviele davon sind in den letzten Jahren zugezogen, damit sie im Zentrum sind und wollen jetzt ihre Ruhe haben?
Ist das gleiche wie bei Flughafen, Eisenbahn, Strasse etc. Zuerst wird dazugebaut, dan gemeckert.

Tja, die Stadt wird es ja wohl früher oder später fertig bringen die Sonne (mit unseren Steuergeldern) „stillzulegen“. Aber, … wenn ich so die Entwicklung im 4i beobachte -es sind in letzter Zeit verschiedene Klein- und Kleinst-Bars schon fast wie Pilze aus dem Boden geschossen-, dann wird ja wohl auch ohne Sonne die eine oder andere Kontakt- und Kuschelecke übrig bleiben. Es wird dann allein an uns liegen, uns nicht aus dem 4i vertreiben zu lassen. Die Drogenszene hat die ja auch geschafft, oder?

Vielleicht werden wir dann auch wie die „Drögeler und Dealer“ unter „Polizeischutz“ (vgl. Bericht oben) von einer Bar ins Regina begleitet, …grins

Schade, wenn es die Sonne nicht mehr gäbe, aber die Szene bzw. wir werden bleiben, und damit dürfte die Stadt Zürich ihre Ziele einmal mehr nicht erreicht haben.

Gruss Ron