Ich denke, das hat sowohl mit den Angebots- wie Nachfrageveränderungen zu tun:
Angebotsseite:
Küssen, auch FO: hat vermeintlich damit zu tun, dass Mann sich heute die Frauen auf der ganzen Welt suchen kann. Das nährt natürlich das Klischee, dass Latinas und Asiatinnen anhänglicher, zärtlicher etc. seien. Nur müsste man dann mal rausfinden, ob in den 60er Jahren lateinamerikanische Prostituierte ihre lateinamerikanischen Kunden auch geküsst haben (das wär dann der Beweis, dass das Küssen tatsächlich ein „Import“ ist) - wenn nicht, dann liegt’s halt tatsächlich am weltweiten Konkurrenzdruck, und die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Nachfrageseite:
Einen guten Aspekt hat Scorpio erwähnt: Freier, die nicht in einer Partnerschaft wohnen. Offensichtlich gibt es heute mehr Singles als früher. Ist jetzt vielleicht etwas schematisch, aber in den prüden 50ern (und in ihren Ausläufern bis in die 80er) war das einzig anerkannte Modell die Partnerschaft: Man blieb zusammen, auch wenn man sich nichts zu sagen hatte… Manchmal mochte man sich zwar noch, aber der Sex war nicht berauschend oder fand gar nicht mehr statt. Aber auf jeden Fall galt man mit Partner als „normal“, sonst zumindest als komisch. Fazit: Im besten Fall gab’s zuhause kuschligen Blümchensex, für die reine Lust, für’s Abspritzen ging man zur (mechanischen) Prostituierten. Singles gelten heute nicht mehr als abartig, und wer als Single sich einfach vom Druck „erlösen“ will, kann heute ganz einfach Masturbieren (inkl. Unterstützung mit Video/DVD), und zwar ohne schlechtes Gewissen, ist ja heute nicht mehr verpönt, oder man macht Telephonsex (ist ja eigentlich auch Wichsen), andere gehen sich für’s Wochenende eine aufreissen - was ich sagen will: Mann sucht heute bei einer Prostituierten ja nicht einfach den Orgasmus, sondern in unserer heutigen Eventkultur muss eben alles als (virtueller) Event zelebriert werden: Mann will Phantasien ausleben. Mann sucht die Inszenierung von Erotik, von Geliebtwerden, und dazu gehört GF6 (aber auch Gangbang, SM).
Eine weitere These zur Diskussion: Es gibt ja heute mehr Singles, weil Mann sich heute von einer Frau mehr und besseres erwartet als früher (Gesprächspartnerin, Geliebte, Kollegin, beruflich Erfolgreiche, Mutter der Kinder) etc. Wegen der hohen Ansprüche (natürlich auch von Frauen an Männer) gibt es mehr Singles - und wenn diese Ersatz suchen mit bezahltem Sex, muss der „Ersatz“ eben heute auch besser sein als vor 30 Jahren. Einen Service wie in den frühen 80er Jahren würde heute wohl nicht mehr akzeptiert werden.
Und nochmals zur Nachfrageseite: Durch die Enttabuisierung von bezahltem Sex ist die Hemmschwelle natürlich gesunken, mehr Männer wollen mehr Sex (mit Viagra ist auch die Altersschranke gehoben worden), sie haben auch immer mehr Ansprüche, sie „bilden“ sich weiter (zum Beispiel hier im Forum), haben mehr Informationen (wie alle Konsumenten). Und das stärkt natürlich die Nachfrageseite.
Zu Bedenken: Alle Umfragen zeigen aber, dass es heute weniger Sex gibt - heute wird v.a. mehr darüber geredet…
John Dick