Ich halte es für illusorisch, das Problem der Kinderpornographie ausschliesslich mit strafrechlichen Mitteln in den Griff zu bekommen. Gewiss, Strafen sind wichtig, und Polizeiaktionen auch. Dadurch werden zumindest einige Gelegenheitskonsumenten davon abgehalten, sich Kinderpornographie zu beschaffen, was die Nachfrage verringert.
Aber ich bin mit Apron völlig einig, dass auch drastische Strafen und Rübe-ab-Rufe das Problem nicht lösen. Davon abgesehen bin ich aus grundsätzlichen Gründen gegen die Todesstrafe, aber das ist ein anderes Kapitel.
Zu Aprons Frage nach Präventionsmassnahmen: das ist sehr schwierig, und leider ist es (auch) in diesem Fall so, dass Prävention durch (nötige!) Repression und Stigmatisierung erschwert wird. Könnte ein Pädophiler einfach öffentlich sagen, er sei pädophil und wolle Hilfe, mit seiner Neigung umzugehen, um nicht in die Gefahr zu kommen, sie auszuleben und Kinder zu missbrauchen, so wäre Prävention viel leichter. Nun ist es aber so, dass das öffentliche Bekenntnis, pädophile Neigungen zu haben, einem sozialen Selbstmord gleichkommt.
Versteht mich nicht falsch: es ist durchaus richtig, dass die Gesellschaft zu erkennen gibt, dass sie Kindsmissbrauch nicht duldet, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um ein schweres Verbrechen handelt. Aber es erschwert die Prävention.
Es muss dem Pädophilen selbst, aber auch seinem Umfeld und der Gesellschaft allgemein klar werden, dass es durchaus möglich ist, mit pädophilen Neigungen zu leben, ohne sie auszuleben, und das heisst: ohne Kinder zu missbrauchen. Stigmatisierung auf Grund von Neigungen allein ist kontraproduktiv, weil der Betroffene es dann nicht wagt, Hilfe zum nicht-destruktiven Umgang mit seinen Neigungen zu suchen.
Die gesellschaftliche Botschaft an die Adresse von Pädophilen muss in meinen Augen wie folgt lauten: „Wenn du pädophile Neigungen hast, musst du lernen, damit umzugehen, ohne sie auszuleben. Dafür bekommst du von uns alle Unterstützung, die du brauchst. Wenn du deine Neigung aber auslebst und so Kinder missbrauchst, werden wir das keinesfalls dulden.“
Wie die Gesellschaft diese Botschaft am wirkungsvollsten vermitteln kann, weiss ich allerdings auch nicht.
Charlie