Archiv bis und mit 22. März, 2007

Wenn der Sex das Leben zur Hölle macht


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Sex verkauft sich gut. Werbung und Medien setzen auf nackte Haut. Die Sexindustrie lässt keine Zweifel offen: Je mehr, desto besser. Die tabuisierte Schattenseite: In Deutschland gibt es rund eine halbe Million an Menschen, die unter Sexsucht leiden.

ie ist eine ernsthafte Erkrankung. Der Würzburger Paar- und Sexualtherapeut Dr. Stefan Oschmann beschreibt Ursachen, Auswirkungen und Hilfsmöglichkeiten. Verkehrte Welt: „In unserer Gesellschaft gelten Menschen, die wenig Sex haben, als behandlungsbedürftig - mit der Begründung, dass mit ihnen ja was nicht stimmen kann“, sagt Dr. Stefan Oschmann, Leiter der Psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studentenwerkes Würzburg.

Der Paar- und Sexualtherapeut kennt die Gegenseite: Menschen, die unter Sexsucht leiden. Und diese Sucht ist keineswegs zu verharmlosen mit der Ansicht, dass Sexsüchtigen „halt etwas zu viel des Guten“ genießen. Wie jede Sucht, kann auch Sexsucht die Hölle sein. Und sie ist eine ernsthafte Erkrankung. Betroffen sind in Deutschland rund eine halbe Million Menschen. Sexsucht ist ein Tabuthema. Frauen sind weniger betroffen. Sexsucht zeigt sich in unterschiedlichen Formen.

Der Therapeut nennt Beispiele: Telefonsex, ständig wechselnder anonymer Sex („zum Beispiel die Dark-Rooms in der homosexuellen Szene“), Sex gegen Geld bei Prostituierten, Exhibitionismus, voyeuristischer Sex, Sex mit Fetischobjekten, Cybersex im Internet (vor allem Kinderpornografie) und Sex mit Kindern. Da es so gut wie nie vorkommt, dass Sexsüchtige von sich aus Hilfe suchen, allein schon aus Scham, fällt ihr Verhalten erst auf, wenn es finanzielle, soziale, rechtliche Konsequenzen hat. Wenn sie sich verschulden wegen hoher Telefonrechnungen oder durch ständige Besuche im Rotlicht-Milieu, wenn sie Probleme im Bekanntenkreis und in der Partnerschaft oder mit der Justiz bekommen. Sexsucht ist wie jede andere Sucht, etwa die nach Alkohol, nicht heilbar. „Man kann in einer Therapie nur versuchen, dass Menschen lernen, anders mit ihrem Impuls umzugehen“, sagt Dr. Oschmann. Der erste Schritt in einer Therapie ist, dass der Sexsüchtige die negativen Folgen seines Verhaltens begreift, dass er erkennt, dass es selbstzerstörerisch ist, weil der Sex immer mehr und ausufernder und letztlich quälender wird. Oder dass seine Sucht für andere lebensbedrohend wird. „Das Bedürfnis wird nie gestillt“, beschreibt der Würzburger Therapeut das Problem.

Darüber hinaus muss der Sexsüchtige den Grund seiner Suchtentwicklung verstehen, das Warum. Meist ist es, wie bei allen Süchten, die Suche nach Entspannung, nach Sich-wohl-Fühlen, nach Glück, Nähe, Geborgenheit. Mit viel Sex, ebenso mit viel Alkohol oder mit Drogen, versuchen Menschen, sich intensiv zu erleben. Ohne Suchtmittel und aus sich heraus schaffen sie es nicht. Hintergrund, warum sich für einen Menschen alles um Sex dreht, ist oft, dass er unter extremen Lebensumständen aufgewachsen ist, dass in seiner Kindheit Verwahrlosung, Angst und Gewalt das Familienleben prägten. Dr. Oschmann nennt als deutlichen Hinweis ein Untersuchungsergebnis, bei dem festgestellt wurde, „dass mehr als vier Fünftel der Sexsüchtigen in ihrer Kindheit und Jugend sexuell missbraucht worden sind“.

Später versuchen sie durch Wiederholung, ihr Trauma zu bewältigen. „Aber es ist der falsche Weg.“ Mit dem Begreifen und Hinterfragen der Sucht sieht die Therapie von Anfang an einen weiteren wichtigen Punkt vor: acht bis zwölf Wochen sexuelle Abstinenz, keine sexuelle Handlung, weder mit sich oder mit anderen oder in der Fantasie. Der Oschmann vergleicht diese Maßnahme mit der bei Alkoholkranken. Das Suchtmittel muss gemieden werden, ebenso die Reize, die das Verhalten auslösen. Große Hilfe und Motivation sind der Besuch und der Erfahrungsaustausch in einer Selbsthilfegruppe. Sexsüchtige erkennen meist erst dann, dass sie nicht die Einzigen sind, die dieses Problem haben.

Buchtipp: Kornelius Roth: Wenn Sex süchtig macht. Einem Phänomen auf der Spur, Links, Berlin, 14,90 Euro<!-/quote-!>



quelle: mainpost.de

@Swamper

Ich habe mir schon beim Schreiben gedacht, dass wahrscheinlich diese Aussage nicht einfach so von allen akzeptiert wird. Feier haben ja eine ganz andere Einstellung zum Geld als Huren…

Ich versuche etwas zu präzisieren. Allerdings kommen wir jetzt, obwohl das interessant ist, vom eigentlichen Thread-Thema ab. Ich hoffe man ist nachsichtig

Also:

„Zuneigung für die man bezahlt, wird halt durch den Umstand, dass man dafür bezahlt hat, an sich schon unecht“

Natürlich ist dieser Satz abgrundtief moralisch. Um diese Moral nachvollziehen zu können muss man ihn nicht nur von der Freier- sondern auch von der Hurenseite her betrachten.

Dass beim Girl auch echte Gefühle entstehen bestreite ich in keinster Weise! Das ist wahrscheinlich auch sehr viel häufiger der Fall als gemeinhin angenommen wird.
Ich hatte selbst vor vielen Jahren eine Beziehung, die so begonnen hat. (Ich habe mich natürlich deswegen sehr viel mit dem Thema beschäftigt.) Bezeichnenderweise war es bei diesem Mädchen auch so, dass sie mir das Geld, das ich ihr gegeben hatte später zurückgegeben hat. Für sie war das wie eine Liebeserklärung, ein ganz bewusster Schritt. (Es wurde auch unser erster Streit, weil ich den Fehler gemacht habe den Grosszügigen spielen zu wollen und das Geld zunächst nicht annehmen wollte.)
Durch sie habe ich gelernt, warum der Umstand ob man Geld für Sex nimmt oder nicht nimmt, in einer symbolischen Weise für eine Hure so wichtig ist.
Das Geldnehmen markiert die scharfe Trennlinie zwischen „es ist Job“ und „es ist weil ich es will“.
Das muss auch so sein, da eine Frau, die ihren Job gut macht, mit ihrem Körper richtig (echt) liebt. Da gibt es nur sehr wenige und vielleicht unscharfe Grenzen zu dem was sie nur aus echter Zuneigung tun würde. Das heisst, wenn ihr zahlender Galan gut ist, dann wird sie auch ihren echten körperlichen Genuss bei der Sache haben.
Das Geld, das sie dafür bekommt aber ist für sie nicht nur „Entlöhnung“ und allenfalls „Wertschätzung“ sondern zusätzlich auch ein Instrument zur „Abgrenzung“.
Das Geld-nehmen oder eben Nicht-nehmen gibt der Hure die Macht sogar im nachhinein den Gefühlen die sie beim „Service“ hatte, eine Bedeutung zu geben oder eben keine Bedeutung. Das ist doch bemerkenswert nicht? Mein Mädchen damals ging sogar so weit, dass sie durch den Betrag genau definierte ab wann es für sie Liebe war! Verrückt nicht?

Es gibt ja noch viele andere Beispiele zum Thema Einfluss des Geldes auf die Zuneigung:

Wenn man reich ist hat man viele Freunde. Man hat das Dilemma, dass man nicht zwischen „echten“ und „falschen“ Freunden unterscheiden kann.

Oder die „Zweckehe“ die Du nennst. Immer wenn eine grosse materielle Diskrepanz zwischen zwei Eheleuten besteht, ist doch für alle der Verdacht da, dass die Liebe des schwächeren Partners vielleicht nicht echt ist.

Sobald Geld im Spiel ist, wird es einen Einfluss des Geldes auf die Gefühle haben und auf deren Deutung. Sei es dass sie unecht sind oder dass die Echtheit vom „Empfänger“ angezweifelt wird. Es geht also nicht nur um „echt“ im Sinne von „erlebter Qualität“ (das ist das was Du meinst) sondern auch um die Deutung oder den „Wert“ den man diesen Gefühlen gibt. So meine ich das mit diesem Satz.

Und um zurückzukommen auf das ursprüngliche Thema: Genau mit diesem Paradoxon - dass es im Moment des Zusammenseins „echte“ Gefühle sind, dass sie aber trotzdem keine „Bedeutung“ bekommen - muss ein Freier umgehen könnnen.

P.S.: Ob das was ich hier geschrieben habe auch für andere Kulturen gilt, weiss ich nicht.

@ST-Team und alle
Danke für diesen Artikel - ich finde er beschreibt die Problematik mit dem gegenwärtig verfügbaren Wissensstand kompetent und umfassend.
Zu wenig klar wird nach meiner Meinung aber der Quervergleich mit andern Süchten geschildert:
So gibt es beispielsweise Suchtmittel, welche eine körperliche Abhängigkeit verursachen, (z.B. Heroin, Alkohol, Opiate etc.) und wo Therapien mit Entzügen oder Ersatzstoffen verfügbar sind.
Bei den geistigen Abhängigkeiten gibt es zahllose andere Varianten, von Arbeits-, Spiel- Geschwindigkeits- und was weiss ich für Süchte.
Es wäre interessant zu wissen, welchen Platz Sex-Sucht zahlenmässig da einnimmt.
Sehr schwierig finde ich auch die Grenze zwischen intensiver, leidenschaftlicher Betätigung und Sucht zu ziehen. Gerade dies ist aber meiner Meinung nach ganz entscheidend:
Solange keine sozialen, wirtschaftlichen und moralischen Schäden entstehen, kann man auch eine fanatische Betätigung durchaus noch als „Leidenschaft“ bezeichnen. Erst wenn Andern oder sich selbst messbarer Schaden entsteht, kann man meiner Meinung nach von Sucht reden.
Und noch was, was ich in meiner Vergangenheit schmerzlich erfahren musste:
Es gibt k e i n e Möglichkeit, jemandem seine Sucht zu „verbieten“. Eine handlungsfähige Person hat das Recht, sich selbst zu Grunde zu richten. Das ist unglaublich, aber wahr, leider…

Swamper

@goodbyte
Ich bin der Meinung, dass der Gang zum Bordell bzw zu einem WG zur Sucht werden kann.
Ich selber ertabte mich dabei, wie ich fast jeden Tag plötzlich im Internet die „Angebote“ studierte. So nach dem Motto: „Was darfs denn heute sein?“ Ich habe dies erkannt und habe mich vom Freierleben zurückgezogen. Allerdings stufenweise. Ich habe eine Zeitlang dann „nur“ eine Dame besucht… mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen.

Goodbyte, ich habe allerdings eher den Eindruck, als ob du mit diesem Thread so quasie eine Erlaubnis von anderen Freiern dir einholen möchtest. Das es ganz ok sei, seine Frau auf diese weise zu Betrügen (aus der Sicht der gesellschaftlichen Norm). Schliesslich tun dies 100te Freier auch. Ist es eine Suche nach Gleichgesinnten? Die Suche nach einer Entschuldigung des Fremdgehens, so dass es dir leichter fällt? Deine Gewissensbisse zu beruhigen?

Die Frage ist ganz einfach. Was bringt dir der Gang ins Bordell bzw zur WG?

Es gibt mehrere Möglichkeiten:

  1. Du lässt es sein und kannst mit 80 Jahren zurückblicken und sagen: „Ich habe nie meine Frau betrogen!“ Dieser Gedanke könnte dich mit Stolz erfüllen und du weisst, dass es das richtige war.

  2. Du blickst mit 80 Jahren zurück und sagst:„Ich bin glücklich verheiratet… und haben neben her viele Frauen für abwechslungsreichen Sex bezahlt. Ich bereue nichts!“ Der Gedanke muntert dich auf und du weisst, dass du das richtige getan hast.

  3. Du gehst morgen zu einer WG. Alles stimmt und du freust dich. Nach dem Vorspiel gehts rasch zur Sache… und auf einmal stellst du fest „Oh shit… der Gummi ist weg…“ Deine Gewissensbisse nageln dich fest und du kannst nicht anders und beichtest es deiner Frau. Entweder rafft ihr euch beide zusammen oder 10 Jahre Ehe sind im Eimer. Evt hast du dir bei diesem „Unfall“ etwas eingefangen… und du weisst ganz genau, dass es sich nicht gelohnt hat.

Goodbyte. Ich weiss es ist eine andere Sicht der Dinge. Vielleicht hilft sie dir, vielleicht auch nicht. Bedenke, dass, wenn du tatsächlich zu einem WG gehst, du für zwei Personen, also für dich und deine Frau, die Verantwortung trägst. Wenn etwas schief läuft muss du die Konsequnezen tragen können. Bist du bereit dazu? Ist eine berechtigte Frage oder?

Ich wünsche dir viel Spass

Spiker

@Spiker

Danke für diesen interessanten Beitrag. Die Frage ist sehr wohl berechtigt. Ich würde es aber breiter fassen, als Du es vermutest. Die Motivation für diesen Thread war vor allem, einen feedback zu erhalten zu einem Thema, das man ja aus bekannten Gründen nicht gut mit dem besten Kollegen, dem Bruder oder gar der Ehefrau besprechen kann. Hätte allerdings nie gedacht, dass es so viele differenzierte Ansichten und Meinungen unter Freiern gibt. In diesem Sinne bin ich positiv überrascht und froh, den Thread eröffnet zu haben.

Ich befinde mich zur Zeit in einer Situation, in der zwei verschiedene Bytes in meinem Inneren miteinander kämpfen. Das eine ist das (von der gesellschaftlichen Norm her gesehen) „Good byte“, das noch nie im Puff war und das sich immer wieder sagt, dass es besser die Finger davon lassen soll, da es dadurch sehr viel, wofür es gekämpft hat im Leben, aufs Spiel setzen würde. Das andere ist das Bad byte, das es satt hat, einen grossen Teil seiner Sexualität nicht ausleben zu können, weil sich die Beziehung in einer Routine eingependelt hat, die nicht, oder nur sehr schwer zu durchbrechen ist. Es ist (noch) nicht klar, welches der beiden Bytes gewinnen wird, denn die beiden lassen sich bis jetzt nicht wirklich ausreden.

Es ist jedoch beiden Bytes klar dass Dein 3. Argument nicht zieht. Das ist eine Negativ-Motivation und die ist eh zum Scheitern verurteilt. Wenn ich so denken würde, dann würde ich ja nur nicht ins Puff gehen, aus Angst, dass mal ein Unglück geschieht und ich dann wohl oder übel meiner Frau beichten muss. Angst ist ein ganz schlechter Motivator und erzeugt nur Stress. Und wie kann man Stress am besten abbauen? Im Puff… Erinnert mich wirklich ans Rauchen: der Raucher liest auf der Packung, dass Rauchen tödlich ist und das stresst ihn so, dass er sich gleich eine anzünden muss.

Nein, ich glaube, falls Good byte den fight gewinnen will, muss er sich nach positiver Motivation umsehen, sonst wird das nix. Die Puffbetreiber würd’s freuen…

Hi Spiker, für den ersten Abschnitt kriegst Du von mir 5 Herzchen. Den Grund weisst Du! Jedenfalls wünsche ich Dir alles Gute für Deine Zukunft und möge Dein Vorhaben Dir leicht fallen. Grüsse Lepo

@Lepo… danke dir :-)

@Goodbyte

Also die drei Punkte waren eher verschiedene Ansichtsweisen und nicht igrendwelche positive oder negative Motivatoren. Kam vielleicht zu „moralisch“ rüber.
Egal wie du dich entscheidest, du kannst nur als Gewinner vom Platz gehen. Ob du jetzt eine WG aufsuchst oder nicht. Du bist schlussendlich um eine Erfahrung bzw um eine Erkenntnis reicher…

Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten dein Sexleben wieder in Schuss zu bringen. Wenn du schon vor dieser Erkenntnis stehst, muss nicht umbedingt ein fremder Körper die Lösung sein.
Jede Hure hier im Forum wird dir sagen und bestätigen, dass in den meisten Beziehungen zu wenig geredet wird, vorallem was das Thema Sex angeht.
Kannst ja mal das Thema kurz anscheiden und sehen, wie deine Frau reagiert. Wenn du schon mit Good und Bad im „Streitgespräch“ bist, dann gib deiner Frau eine Chance. Wenn deine Frau deine Versuche abblockt, weisst du vielleicht mehr.

Viel Spass und viel Erfolg bei deinen „Plänen“

Gruss Spiker

@goodbyte

Warum dieses Problem nicht bei der Wurzel packen und es mit der Ehefrau besprechen? Das wäre jedenfalls die bessere Wahl als ein Kollege oder sonst eine fremde Person. Du ahnst ja nicht, was mit einer richtig angepackten Diskussion alles bewirkt werden kann. Ich erlebe das oft bei Ehepaaren die dann wohlverstanden beide zu mir kommen. In der Tat reden Partner zuwenig miteinander, zumindest nicht über DAS. Für eine lebenslange Beziehung/Ehe sind andere Werte wichtiger als Sex. Wenn der Sex dabei nicht zu kurz kommt ist das natürlich das Ultimative. Sex ist eine Würze wie das Salz in der Suppe. Ich bin überzeugt (meine langjährige Erfahrung zeigte mir das), dass eine Beziehung/Ehe auch mit einem Fremdgang gut „funktioniert“ wenn beide sich auf einer anderen Ebene nahe stehen. Was aber leider nicht immer gelingt.

Der Gang ins Bordello kann schon zur Sucht werden, das ist wohl möglich. Aber ich denke es ist doch abhängig davon, wie oft ein Mann käuflichen Sex sucht und wie er in den zeitlichen Zwischenräumen darüber denkt und sich fühlt. Erst mit diesen Erkenntnissen kann von einer möglichen Sucht gesprochen werden. Partnerinnen können dies zum Teil auch ein wenig steuern und beeinflussen. Allerdings wird auch die beste Partnerin den Drang ihres Partners, frische Haut zu schnuppern nie ganz auf längere Dauer unterbinden können.

Der folgende Abschnitt hat zwar geht zwar etwas auf eine „Seitenstrasse“, hat aber sehr wohl etwas mit dieser Sucht zu tun. Ob der Mann beim Besuch einer WG einen unverzeilichen Seitensprung macht oder nicht, darüber kann gestritten werden. Ich weiss wohl, dass viele Frauen dem Naschen über den Gartenzaun ihres Partners sehr viel (negative) Bedeutung schenken. Genau mit dieser Reaktion stärken sie seinen Drang noch zusätzlich. Jedoch bin ich nicht der Meinung, dass ein Mann seine Frau nur mit dem Puffgang betrügt, im Gegensatz zu dem der sein Leben lang nie solche Etablissements aufsucht. Ich erlebe das oft bei Anfragen für Telefonsex. Da bekomme ich zu hören: „Ja weißt Du, ich bin gebunden und möchte meine Frau nicht betrügen“. Nicht die Tat sondern schon der Gedanke ist doch schon ein Treuebruch, wenn wir schon so reden wollen. Aber eine Beziehung besteht nicht nur aus Arbeiten, TV-Gucken, Sonntagsspatziergängen und jeden Mittwochabend nach dem 10vor10 einem 5minuten Sex-Nümmerchen? Also da würde ich ja sogar als Frau den Sprung in fremde Arme machen. Solche Sprüche wie: „ich gehe nie ins Puff und bin immer treu“ sind vielleicht nicht immer ehrlich. Aber klar, tun und träumen sind natürlich nicht dasselbe. Also wenn ich als Frau zwischen einem treuen griesgrämigen Mann und einem zufriedenen Puffgänger wählen könnte, dann würde ich sicher eher den „Süchtigen“ schnappen. Er muss es ja nicht gleich übertreiben.

Nur die wenigsten sind wirklich von dieser Sucht betroffen. Ergo ist nicht jeder der den ersten Schritt einfach so aus Neugierde wagt als Süchtiger prädestiniert. Das ist bei anderen Suchtarten nicht anders. Klar sind labile Männer (übrigens auch Frauen) gefährdeter. Aber dieses Risiko gehört zum Leben. Sich dem Drang eines Puffgangs zu verwehren um am Lebensende stolz sagen zu dürfen, ich war immer treu, aber dafür in einsamen Minuten die visuellen Angebote im Netz zu verschlingen zeugt nicht unbedingt von heiliger Treue. Es ist halt ein Kreuz, geht man hat man mit dem Gewissen zu kämpfen (und mit nichts anderem) und bleibt man zuhause bleibt immer ein wehmütiger Nachgeschmack.

Einige wagen den Schritt und sagen mir dann, sorry aber ich liebe meine Frau und kann ES nicht tun. Ob sie es dann doch nach einem halben Jahr ein zweites Mal wagen (was auch vorkommt) sei dahingestellt. Jedenfalls geniessen solche Männer meine volle Bewunderung und sind vielleicht ehrlicher als solche die verbissen nicht gehen, nur damit sie ein „reines“ Gewissen haben. Die Entscheidung hängt schlussendlich vom „Zustand“ in der Beziehung/Ehe als Ganzes ab.

Du sprichst die gesellschaftliche Norm an. Menschen die nach dieser Norm leben sind nicht unbedingt die Glücklichsten. Diese Norm ist gut und recht, bis sie den Menschen in einen Amoklauf oder sonst zu einer Tat treiben. Tia, dann sind sie die Badpeople schlechthin. Noch schlechter als wenn sie ein Leben lang ins Puff gegangen wären.

Ich glaube kaum, dass Du zu dieser Suchtkategorie gehörst. Somit denke ich, dass Du automatisch die richtige Entscheidung wählen wirst. Jedenfalls wünsche ich Dir den richtigen Weg.

Rita

@ Spiker

Dein Beitrag ist bei mir schon richtig angekommen, habe ihn nicht als zu moralisch oder so empfunden. Ich finde Du hast recht und ich sollte meiner Frau eine Chance geben. Vielleicht braucht’s den Gang ins Puff tatsächlich nicht. Ich glaube auch, dass ich mich innerlich in den letzten Tagen dagegen entschieden habe. Ob das nur „aufschiebende Wirkung“ hat oder aber dauerhaft ist, kann ich natürlich jetzt noch nicht sagen.
Habe mir auch ein Buch zum Thema gekauft und in den letzten Tagen durchgelesen: „Guter Sex trotz Liebe“ von Ulrich Clement. Beschreibt ziemlich genau unser Problem und zeigt mögliche Wege aus der „verkehrsberuhigten Zone“ auf. Werde dieses Buch nächstens meiner Frau schenken. Mal luege…

@Rita

Das was Du über den Zeitpunkt des „Fremdgehens“ schreibst ist ein ganz wesentlicher Punkt. Wenn man es so betrachtet, bin ich eigentlich in Gedanken schon lange „fremd gegangen“ : nämlich durch den Konsum von Pornographie. Ich glaube, so hat das Ganze nämlich angefangen. Irgendwann hat man einen Punkt erreicht, wo man das 100-fach gesehene auch selbst in die Tat umsetzen möchte. Am Anfang erscheint das unmöglich, schliesslich ist man ja nicht Rocco Siffredi. Aber wenn man dann auf die Bordello homepages geht, oder Erfahrungsberichte in diesem oder ähnlichen Foren liest, erkennt man plötzlich, dass das ja durchaus erreichbar ist, wenn man das nötige Kleingeld hat. Dass eigentlich (fast) alles 1:1 zu haben ist, und zudem mit Girls die einen glatt vom Stuhl hauen. Und dann beginnt das Kopfkino zu laufen und man geht eigentlich innerlich schon fremd. Man hat’s nur noch nicht in die Realität transformiert, aber das ist nur noch ein relativ kleiner Schritt. Ich war mir das nie so bewusst, dass der regelmässige Konsum von Porno einen solch „normierenden Effekt“ (siehe Beitrag von Don Giovanni) haben kann. Habe das immer als „harmlose Kompensation“ abgetan. Tja, man lernt eben nie aus…

@Rita

Gute gesprochen. 5 Herzchen!!! :-)

@DonGiovanni
Vielen Dank für Deine Antwort - das sind wirklich spannende Ausführungen, und ich bedaure ein wenig, dass dieses Dein Posting nicht schon in meinem damals begonnenen Thread über Lust und Liebe, Body and Soul erschiehen ist.
Besonders dass dieses WG Dir Geld zurückgeben wollte, ist für mich äusserst bemerkenswert. Du bestätigst meine Erfahrungen auf diesem Gebiet dahingehend, dass Frauen offenbar oft mit dem „Ritualisieren“ (Geld nehmen, Zeit fixieren, Vorschriften betr. Küssen etc.) den Akt als „Kauf“ abgrenzen, um deutlich zu zeigen, dass die Emotion „unecht“ ist. Es mag auch ein gewisser Selbstschutz sein. Trotzdem scheint die Faszination dieses Berufes gross und nach wie vor ungebrochen und ich werd den Verdacht nicht los, dass viele WG`s halt auch den Fünfer und das Weggli wollen, nämlich tolle Gefühle und erst noch gut verdienen (oder umgekehrt).
Als Konsequenz daraus die Moralisierung für alle Zeiten zu statuieren, finde ich trotzdem unbefriedigend, ich würde dem „echten Erleben“ trotzdem eine Chance geben, zumal ich bislang manche schöne Beziehung geniessen durfte. Ich kenne auch mindestens ein WG, welches diese ritualisierte Abgrenzung selbst nicht praktiziert. Ja , Ausnahmen bestätigen die Regel und natürlich ist es sehr, sehr schwierig für eine Frau, die den ganzen Tag im Salon hockt, und sich jedesmal, wenn es klingelt, wieder von neuem auf dieses Risiko-Spiel einstellen muss…
Aber eigentlich gings ja um das Thema Sucht…

Good luck
Swamper

@Swamper

Ja es geht um das Thema Sucht, aber hey :-) das hier ist ein Forum und die Diskusion/das Gespräch entwickelt sich weiter.

Ich finde es einfach sehr interessant die verschiedenen Meinungen hier im Thread zu lesen… die Erfahrungen die gemacht wurden usw. Ich empfinde es als sehr angenehm.

@Don Giovanni

Darf ich fragen wie es zu dieser WG-Beziehung/Echte Beziehung gekommen ist? So wie du schreibst, bist du wahrscheinlich nicht mehr mit ihr zusammen, darf ich den Grund erfahren? Kannst mir auch eine PN schicken oder auch gar nicht antworten, wenn es dir zu persönlich ist. Dein Bericht fand ich übrigens auch sehr interessant–> 5 Herzchen :-)

Spiker

Interessantes Thema!

Sexsucht kann tatsächlich als Krankheit, der man(n)/frau mit ensprechenden Therapien begegnen kann, betrachtet werden. Es stellt sich nur die Frage nach der Motivation zur Therapie, falls überhaupt eine angesagt ist. Ich behaupte mal, dass viele sich eingestehen müssten, in der einen oder anderen Form sexsüchtig zu sein. Persönlich zähle ich mich auch dazu, kann und will momentan an diesem Zustand aber nichts ändern.

Einer der Gründe ist sicher auch der unstillbare Hunger nach Bestätigung/Anerkennung, der sich nun mal nur sehr schwer in einer monogamen Beziehung immer wieder auf’s Neue erleben lässt. Auch bei der allergrössten Phantasie und Abwechslung beim Liebesspiel ist das Thema mit dem ewig gleichen Partner irgendwann einmal gegessen.

Von dem Umstand, dass sich viele Phantasien mit dem festen Partner nie werden realisieren lassen, weil es vom Partner als abstossend (warum auch immer) empfunden wird, einmal abgesehen. Und es ist oft besser, es dabei zu belassen und die Situation so zu aktzeptieren wie sie ist, als im Gespräch das Unmögliche zu versuchen. Wenn ich ein bestimmtes Gemüse nicht mag oder eine Laktoseunverträglichkeit habe hilft auch die beste Paar-Therapie nichts. Im Gegenteil: Man outet sich höchstens als u.U. sexuell abartig (und für viele gehört bereits FO dazu!) und liefert dem Partner obendrauf gleich noch die Bestätigung, dass das Fremdgehen nur noch eine Frage der Zeit sein kann.

Also: Keine schlafenden Hunde wecken. Dann doch lieber der Gang zum WG und zwar zu jenem, das einen genau dort abholt, wo die eigenen Phantasien zuhause aufhören. Auch wenn wir dafür bezahlen müssen, wobei ja nicht für Sex/Orgasmen bezahlt wird, sondern für die lämpenfreie Zeit danach bzw. dafür, in Ruhe gelassen zu werden. Schliesslich will man Bestehendes nicht gefährden. Und dank mobile computing und anderer Vorsichtsmassnahmen, lassen sich solche Besuche ohne jegliche Auffälligkeiten organisieren und zwar jahrelang.

Aus meiner Erfahrung geht dabei leider jegliche Bindungsfähigkeit vor die Hunde, ausser jemand hat das Glück, noch rechtzeitig seiner Traumfrau zu begegnen, die einem von allen Lastern befreit bzw. eine Möglichkeit gibt, diese nun zuhause ausleben zu können.

Liebe Freunde ich denke so darüber :-)

Hinter der Sexsucht stecken meist ungelöste innere Konflikte. Minderwertigkeitsgefühle, gestörte emotionale Beziehungen, zwanghafte Suche nach Nähe;

die Sucht bietet keinen Ausweg

Und wie bei anderen Süchten auch, dreht sich der Süchtige wie in einer Spirale.
Das Verlangen wächst, die Hoffnung endlich Befriedigung zu finden steigt, die Enttäuschung folgt auf dem Fuße und erneut keimt Hoffnung auf, dass mit dem nächsten „Mal“ endlich die ersehnte Erfüllung kommt.
Wieder vergebens: Leere, Suche, Verzweiflung warten erneut auf den Süchtigen.

Alltag eines Süchtigen.

Für ihn zählt nur, den Druck zu mindern, die Spannung abzubauen, mit Sex andere Empfindungen zu betäuben. Nicht fühlen: so könnte sein Programm lauten…

@goodbyte

Okay Du entscheidest Dich gegen einen Puffbesuch, was schön und gut ist. Aber wenn Du dann trotzdem weiterhin pornomässiges Augenfutter reinziehst, dann stehst Du wieder am Anfang. Was dann? Vielleicht braucht es wirklich DEN Schritt aller Schritte um zu erkennen, dass der käufliche Sex Dir auch nicht die Erfüllung bringt.

Manche Probleme werden nicht in einem Streich gelöst und verlangen vielleicht nach mehreren Anläufen. Man muss sich einfach darüber Gedanken machen, gehe ich nur wegen dem quälend schlechten Gewissen nicht auswärts, oder was ist der Grund.

Rita

Die Last der Lust


quote:

ZÜRICH – Von vorn, von hinten, mit dem Mund, zu zweit, zu dritt: In der Pornowelt gibts alles und alle haben viele Orgasmen. In der Realität hat dies Folgen, weiss Gabriela Kirschbaum.

Die Sexualtherapeutin Gabriela Kirschbaum beschäftigt sich täglich mit Fragen rund um Beziehung, Partnerschaft und Sexualität. In ihrem Beruf wird sie auch mit den Rollenbildern der Porno-Welt konfrontiert. Pralle Brüste, willige Frauen und potente Männer hinterlassen vor allem bei Heranwachsenden prägende Bilder.

«Pornografie zeigt meiner Meinung nach leider etwas, das sehr weit von der Realität weg ist. Die Frau spreizt die Beine und der Mann stösst zu und sie hat multiple Orgasmen. Und dann fragen sich junge Männer, wieso ihre Freundin beim Sex nicht stöhnt vor Lust.»

Die Lust wird zum Leistungssport, das merkt Kirschbaum auch daran, dass die Leute Hemmungen haben, in die Sexualberatung zu kommen. «Pornos gaukeln eine Welt vor, die keine Schwierigkeit kennt.»

Ein anderes Problem ist der einfache Zugang zu Pornografie, «das Internet ist sicher mitschuldig. Die Hemmschwelle ist extrem niedrig», erzählt die Sexualtherapeutin. Das hat Folgen: «Bei uns melden sich auch immer wieder Patienten, die sexsüchtig sind. Von Sexsucht sprechen wir dann, wenn jemand die Kontrolle verliert, keinen Tag ohne Orgasmus aushalten kann. Diese Patienten müssen teilweise mehrmals täglich kurz vom Arbeitsplatz verschwinden und sich befriedigen.»

Aber es sei nicht nur der Drang nach Orgasmen, stellt Kirschbaum klar. Dahinter würde meistens eine unglaubliche Sehnsucht nach Geborgenheit stecken. Das sexuelle Erleben nehme dann eine Stellvertreterfunktion ein.

Ihnen kann Gabriela Kirschbaum helfen. Wenn sie Hilfe wollen.<!-/quote-!>



quelle: blickonline

Ich möchte noch einmal auf den Aspekt der Sucht zurückkommen, den ich in meinem ersten Posting angesprochen habe. Suchtverhalten ist sicher nur eine mögliche Konsequenz, die der Gang ins Rotlichtmilieu mit sich bringen kann. Es ist einfach ein Aspekt welcher mich besonders interessiert, hauptsächlich weil ich mich aus verschiedenen Gründen in meinem Leben intensiv mit Sucht und ihren Konsequenzen auseinandergesetzt habe.
Ich denke, Sucht kann viele Gesichter haben. Sucht bedeutet nicht immer, dass man vollständig die Kontrolle über sein Tun verliert wie das in anderen Beiträgen zum Teil beschrieben wurde. Das ist nur die Spitze des Eisbergs; das, was dann auch publik wird und zum Teil untersucht wird. Das habe ich jedoch in meinem Beitrag nicht gemeint. Suchtverhalten kann auch viel mildere Formen annehmen. Ich behaupte jetzt mal, dass diese milden Formen von Suchtverhalten viel häufiger anzutreffen sind als der totale Verlust der Selbstkontrolle. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass psychisch gesunde Menschen die in geordneten Verhältnissen leben, einfach so abstürzen und die Kontrolle über ihr Verhalten verlieren. Deshalb habe ich diese Befürchtung auch bei mir nicht. Das heisst jedoch nicht, dass man nicht trotzdem einem Suchtverhalten frönt! Ich glaube auch, dass sich viele Menschen gar nicht bewusst sind, dass möglcherweise gewisse Verhaltensweisen von ihnen Suchtcharakter haben. Mit Sucht assoziieren die meisten Leute Junkies wie Pete Doherty und sind sich nicht bewusst, dass das nur ein möglicher (krasser) Aspekt von Suchtverhalten ist.

Um das zu verstehen, muss man sich zuerst mal damit auseinandersetzten, was Sucht überhaupt heisst und wie Suchtverhalten im Zusammenhang mit einer gewissen Tätigkeit oder einem gewissen Lebensstil (z.B. dem Gang ins Bordell) entstehen kann. Der wichtigste Aspekt ist dabei sicher das Verlangen nach dem Objekt der Begierde. Das Objekt der Begierde ist nicht etwa die Zigarette oder die Heroinspritze, auch nicht das heisse Girl mit dem knackigen Po, sondern eine vorübergehenden Aenderng des Bewusstseinszustands. Ge-„sucht“ wird das „High“, der Kick, die Betäubung, der Rausch oder sonst irgenwas das irgendwie benommen macht. Diese Veränderung des Bewusstseinszustands kann einen Puffer zwischen uns und unsere Emotionen legen und ein Gefühl der Behaglichkeit schafffen. Deshalb wendet man sich oft der Sucht zu, wenn man bedrückt, gestresst oder sonst irgendwie unglücklich ist. Dabei können sowohl psychoaktive Substanzen involviert sein die man zu sich nimmt (z.B. Drogen, Nikotin, Alkohol), es können aber auch Zustände sein, die durch körpereigene Substanzen ausgelöst werden (z.B. Adrenalin, Endorphine, Serotonin).

Das Verlangen nach dem Objekt der Begierde ist eine „konditionierte Reaktion“, das heisst, man assoziiert seine Sucht automatisch mit gewissen Signalen. Wenn man z.B. ein hübsches Girl im Minirock auf der Strasse sieht, (oder die neue Beldona Unterwäschewerbung ) erwartet man automatisch Sex. Das Gedächtnis produziert die konditionierte Reaktion – das Suchtverlangen – ob man sich nun in einer Situation befindet wo Sex angebracht ist (z.B. im Bett mit der Partnerin) oder nicht. Ich denke dieses Verlangen kenne wohl die meisten Männer (und auch Frauen) bis zu einem gewissen Grad und somit kann man es als durchaus „normal“ bezeichnen. Den suchtgesteuerten Charakter unterscheidet vom Nichtsüchtigen in diesem Beispiel nur, dass der Süchtige dem Verlangen möglichst sofort nachgibt und beispielsweise den Weg ins Bordell einschlägt.

Der negative Aspekt der Sucht ist der Preis, den man dafür zahlen muss. Wenn man ein Verhalten als suchtgesteuert beschreibt, dann impliziert man, dass dabei ein Problem exisitiert. Das Problem ist die Belastung, die man tragen muss, wenn man kontinuierlich dem Suchtverlangen nachgibt, z.B. bezüglich Gesundheit, Vermögensstand, Selbstwertgefühl oder aber auch gewisser gesellschaftlicher und moralischer Normen (z.B. sexuelle Treue). Man kann durchaus süchtig nach eigentlich gesunden Dingen sein, wie z.B. Essen, Fitness oder aber auch Sex, aber der Teil des Verhaltens den man als süchtig bezeichnet, ist per Definition der Teil, welcher sich in irgendeiner Weise nachteilig auswirkt.

Ein Hauptproblem in Bezug auf Suchtverhalten is sicher, dass es oft zu einer sog. Suchttoleranz kommt, was heisst, dass sich der Körper an gewisse Zustände gewöhnt, die vom Suchtverhalten ausgelöst werden. Ein Bungee Sprung löst einen Adrenalinschub aus, welcher wiederum einen rauschartigen Zustand bewirkt. Das nächste mal fällt der Adrenalinschub schon kleiner aus, weil sich der Körper sich an die neuen Eindrücke gewöhnt hat. Um den gleichen Kick wieder zu erhalten, muss ein extremerer Sprung durchgeführt werden. Irgendwann ist dann das Maximum erreicht, ein noch extremerer Sprung ist nicht mehr möglich, ohne Leib und Leben zu gefährden. Viele Süchtige neigen dann dazu, dem fehlenden Kick mit einer erhöhten Frequenz des Suchtverhaltens zu begegnen. Das ist jedoch zum Vornherein zum Scheitern verurteilt, weil der Kick nicht grösser wird, je öfter man ihn sucht, sondern im Gegenteil. Je öfter man dem Suchtverlangen nachgibt, desto unbefriedigender wird es, weil die Suchttoleranz immer weiter ansteigt. Wer sich das nicht bewusst ist, schwebt in Gefahr, wirklich abzustürzen und die Kontrolle vollständig zu verlieren. Um den Kick möglichst lange aufrecht zu erhalten, sollte man dem Impuls also so selten wie möglich folgen. Das gelingt leider nur den Wenigsten, v.a. weil sich viele dessen gar nicht erst bewusst sind.

Was bei Sucht auch immer mit im Spiel ist ist die sog. sekundäre Konditionierung. Sekundäre Konditionierung bedeutet, dass man nicht nur Genuss aus der eigentlichen Sucht gewinnen kann, sondern auch aus allem was direkt mit ihr zusammenhängt. Ein Drogensüchtiger kann z.B. grossen Genuss aus der Anschaffung der Dorge wie auch aus dem Vorbereitungsritual zur Konsumation ziehen. Im Bezug auf den Bordellbesuch könnte sich das etwa so äussern, dass nicht nur der eigentliche Akt mit dem Girl Genuss verschafft, sondern auch die ganze „Vorbereitung“, sprich der Anfahrtsweg, der Flirt an der Bar, das Auswahlverfahren, die Dusche davor etc. Ob das tatsächlich so ist, kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen, die Tatsache jedoch, dass diese Vorbereitungsphase in sehr vielen Erfahrungberichten in diesem Forum beschrieben wird, könnte darauf hinweisen.

Bevor man nach etwas süchtig werden kann, muss man zuerst Zugang dazu haben, und je weiter es in unserer Gesellschaft verbreitet ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man damit zu tun bekommt. Wenn man das Angebot an käuflichem Sex in Europa betrachtet, dann wird schnell klar dass der Zugang immer leichter wird. Die Werbung, die ja von sexuellen Botschaften nur so strotzt, tut das ihre dazu. Verdeggel, man wird ja heutzutage bereits am Flughafen von Bordellwerbeplakaten nur so eingedeckt; da ist es kaum verwunderlich, dass das Angebot auch rege genutz wird.

Ein wichtiger negativer Aspekt von Sucht (ein zusätzlicher Preis, den man zahlen muss) sind Entzugserscheinungen, welche entstehen, wenn man dem Suchtverlangen nicht mehr nachgibt. Entzugserscheinungen werden oft körperlich wahrgenommen und deshalb neigen viele Leute dazu anzunehmen, dass es sich dabei nur um eine Art „Entgiftung“ handelt. Dem ist aber nicht so. Körperliche Entzugserscheinungen spielen in der Regel eine eher untergeordnete Rolle bei der Bekämpfung einer Sucht. Sie sind relativ schnell vorbei und man kann oft auch etwas dagegen tun. Viel schwieriger ist es, den psychischen Entzugeserscheinungen zu begegnen (dem konditionierten Verhalten). Diese dauern auch viel länger an und es kann sein, dass man nie mehr ganz davon loskommt (das heisst, dass immer mal wieder Lust auf das Suchtverhalten aufkommt, sei das nun eine Zigarette zu paffen oder einem netten WG einen Besuch abzustatten)

Untrennbar mit jeder Sucht verbunden sind Rechtfertigung (viele tun es) und Verleugnung (es wird mich nicht umbringen). Rechtfertigung und Verleugnung sind Versuche, sein Suchtverhalten vor sich selbst zu entschuldigen, oder aber ganz zu verleugnen. Das Ziel ist, Schuldgefühle zu vermeiden und einer Aenderung des Verhaltens entgegenzuwirken.

Jeder Sucht zugrunde liegt in Wirklichkeit ein innerer Wertekonflikt. Einer Sucht zu frönen heisst, dass man einen Wert (das Verlangen zu befriedigen) einem anderen Wert (Gesundheit, Selbstwertgefühl Moralvorstellungen) voranstellt. Deshalb ist der Prozess des Loskommens von einer Sucht immer auch mit einer Aenderung der inneren Prioritäten verbunden. Das ist ausschlaggebend, da jede Sucht durch das Durcheinander und die Unvereinbarkeit der Zielsetzungen verstärkt wird. Mit anderen Worten: um von einer Sucht loszukommen, muss man zuerst einmal herausfinden, ob und warum man das wirklich will. Das ist gewissermassen die Voraussetzung zum Erfolg.
Noch besser ist es natürlich, es gar nie soweit kommen zu lassen, indem man sich solche Fragen im Voraus stellt und dann die entsprechenden Konsequenzen zieht. Lässt man sich darauf ein, muss man bereit sein, den Preis zu zahlen. Ansonsten sollte man es wohl besser sein lassen…

@ ALL

Ich dachte, dass das hier im Zusammenhang hier vielleicht interessant ist. Der Begriff „Sucht“ ist umgangssprachlich halt etwas unscharf und wir verstehen wahrscheinlich nicht alle genau dasselbe darunter. Ich weiss nicht ob die Definition im oben geposteten Artikel wirklich korrekt ist. Anscheinend gibt es da auch in der Fachwelt ganz verschiedene Ansichten.

Sexsucht und Nymphomanie: Sexuell süchtiges Verhalten ist durch eine zunehmende sexuelle Betätigung gekennzeichnet, bei der aber die Befriedigung meist ausbleibt und die Suche nach sexueller Erfüllung infolgedessen beständig fortgeführt wird. Dabei zeigen sich typische Kennzeichen der Sucht, wie Dosissteigerung und Toleranzentwicklung. Nach und nach wird Sexualität zum alles bestimmenden Lebensbereich. Es treten gravierende Folgen wie familiäre Probleme, berufliche Schwierigkeiten etc. auf. Als Ursachen werden sowohl genetische Veranlagung als auch Missbrauchserlebnisse in der Kindheit diskutiert. Ziel der Therapie ist es, Intimität auch ohne Sexualität wieder erleben zu können und negative Gefühle zuzulassen, ohne diese durch Sex überdecken zu wollen. Aufgrund der starken Auswirkungen, welche die Sucht auch auf das Umfeld des Süchtigen hat, spielt die Einbeziehung der Angehörigen in die Behandlung der Sexsucht eine wichtige Rolle.

Quelle: onmeda.de/sexualitaet_und_pa … sucht.html

@Spiker

Fragen darfst Du natürlich. Ich kann Dir aber aus naheligenden Gründen (ihre Kolleginen haben das damals mitbekommen) nur ganz allgemein beantworten.
Begonnen hat es damit, dass ich die Puffklingel gedrückt habe und sie die Türe augemacht hat. Dann hat micht Amors Pfeil mitten ins Herz erwischt - Liebe auf den ersten Blick halt. Der Rest war „Boy meets Girl“, genausogut hätte das auf einer normalen Party abgehen können. Geendet hat es wie Liebesgeschichten enden. Nach ein paar Monaten und näherem Kennenlernen, war der Liebesrausch weg und es zeigte sich, dass es viele Sachen gab, die nicht passten. Es war nicht wegen ihres Jobs, auch wenn ich - jung und unerfahren wie ich damals war - deswegen viel zu viel Stress gemacht habe.

@ Goodbyte
Kompliment für deinen letzten Beitrag,(auch wenn er fast etwas gar lang ist…:wink: ) betreffend definition und Suchtverhalten ist dem wohl nicht mehr viel beizufügen.
Interessant fand ich vor allem den erstan Teil mit dem Verlangen nach der „Sucht“ resp. dem Objekt der Begierde. Obwohl ich mich alleine von der Anzahl meiner Bordellbesuch ("nur"ca. alle 1-2 Monate) sicher nicht als süchtig bezeichne ist mir doch aufgefallen dass das Verlangen in Zeiten von Stress und grossem Druck eindeutig am grössten ist.
Kann mir gut vorstellen dass es für viele Leute in solchen Situationen als „Flucht“ benutzt wird und so zur Sucht führen kann.

Was Deine 2 Bytes anbelangt so würde ich Dir raten es zu versuchen. Denn meiner Meinung nach ist es genauso schlimm ständig darüber nachzudenken wie es denn wohl wäre und sich irgendwann in ein paar Jahren dann sagen zu müssen schade dass ich es nicht früherversucht habe. Und safer Sex kriegst Du auf Wunsch bei jedem Girl, womit das Risiko wohl auf akzeptablem Niveau ist.
Den Punkt des fremdgehens hast Du schon lange überschritten, da Fremdgehen meiner Meinung nach im Kopf beginnt und da macht dann die „Tat“ dazu dann auch keinen grossen Unterschied mehr. (ausser Du lässt Dich erwischen…).
Kann es sein dass Du viel mehr angst davor hast davon süchtig zu werden? (ist man es denn in dieser Situation nicht schon???)

Mit ein Grund dass ich nicht mehr zu Wg`s gehe ist dass ich im nachhinein immer ein etwas fahles Gefühl habe…was wohl daher rührt dass ich in dem moment wohl eher dem Druck nachgegeben habe /entflohen bin…
etwas vom schönsten ei mir ist auf jedenfall die Vorfreude und das „aussuchen“
So bevor mein Beitrag auch noch zu lang wird setze ich hier einen Punkt

Doch noch etwas kurzes
süchtig werden kann man fast von allem auf dieser Welt, viel wichtiger/ schwieriger ist es eine „Sucht“ zu erkennen und vor allem im mass damit umgehen zu können.
Schlussendlich ist es doch alles eine Frage der Menge…