@Reiner (siehst du, ich bin lernfähig)
Da ich ja dein Paradeopfer bin möchte ich dir mal meine Sicht der Dinge präsentieren.
Erstens, ich stimme dir zu, viele Frauen sind so. Leider. Ich habe mich vielleicht auch schon so verhalten, weil man ab und zu zu sehr die Vorteile einer Bindung berechnete aber dafür bin ich grundsätzlich nicht geschaffen, entweder du bezahlst mich konkret und ich darf weiterhin tun was ich will oder ich gehöre dir auch wenn du mittellos bist.
Zweitens, es geht auch anders, bloss wird das nicht immer so gut aufgefasst.
Sprich, wenn man weiss, ok, ich mag meine Meereber gefleckt und flauschig, nicht braun und kurzhaarig aber von letzterem angestupst wird und es wegstupst, dann ist man eine arrogante Prinzessin. Nun denn, man sagt sich, vielleicht werde ich mich an ihn gewöhnen, Aussehen ist nicht alles.
Somit sitzt man im Kaffee mit dem Eber und tatsächlich ist er ein absolut netter Kerl, intelligent und lustig, verstohlen schweifen ab und zu Blicke auf Flauschig-Gefleckte. Der Eber vor einem merkt das zum Glück nicht, ist begeistert von einem und man hat ihn eigentlich schon recht liebgewonnen. Da man ja wissen möchte, ob es noch mehr Sachen, die dafür sprechen gibt, endet man eher früher als später zusammen in der Kiste. Nun ist dies enttäuschend, da der Eber offenbar auf Intimpiercings steht sowie eigentlich nicht so wahnsinnig viel zu schmücken hat, was ja nicht so schlimm wäre, wenn er das nicht in keinster Weise sonstwie kompensieren könnte.
Da man aber selbst schon einige Runden im Hamsterrädchen of Love gedreht hat, ist man einfach nicht bereit, nicht zufriedenstellendes Deckverhalten zu tolerieren und weiss aus Erfahrung - entweder man kanns oder eben nicht. Nichts da mit „beibringen“. Was ja sowieso per definitio unsexy ist, schliesslich will man überrascht werden und nicht mental feststellen, dass er gerade Punkt 72a-75f im Guidebook durchackert.
Nun, all diese Sachen mal in Betracht gezogen, würdest du lieber hören, dass es mich halt einfach mehr zu fleckig-flauschigen hinzieht oder doch die Wahrheit, nämlich das, was schlussendlich entschied, die Tatsache, dass du für meinen Geschmack vögelst wie ein Anfänger?
Schliesslich wird man ja vorallem wenn einen eine Person offenbar mag und man selbst nicht gleichgültig ist eben doch versuchen, etwas unverbesserbares zu verbessern, das eine oder andere Kompliment gemacht haben und mein Grundsatz ist, dass man das nie zurückziehen darf, sonst hinterlässt man Misstrauen. Zudem soll man den Menschen so wie er ist nehmen können, sonst ist er einfach nicht für einen bestimmt. Schaut doch all die Frauen an, die Männer mit der klaren Absicht sie zu ändern heiraten. Und dann todunglücklich sind.
Jedenfalls kommt der Punkt wo man feststellt, nein, es geht einfach nicht. Ja und jetzt wird es bekanntlich kompliziert, es gibt hier mehrere Lösungen:
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Man ignoriert ihn, tut so, als sei man brutal beschäftigt und antwortet auf keine Kontaktversuche, bis er aufgibt
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Man beginnt sich unmöglich zu benehmen, in der Hoffnung, dass er abbricht (das war lange eine beliebte Taktik bei mir, funktioniert aber recht schlecht und ruft nur das Helfersyndrom hervor)
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Man beginnt einfach was neues mit jemand anderem und findet lapidar „ich dachte, es sei doch nichts ernstes“ (käme für mich nicht in Frage, tu nie einem andern und so weiter…)
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Man ist erwachsen, trifft sich mit der Person persönlich und versucht so neutral wie möglich ohne unnötig zu verletzen zu erläutern, dass es nicht geht. Das Problem hierbei ist, dass man somit „lieb“ also „behaltenswert“ wirkt und der andere einfach partout nicht loslassen will. Nach Gründen fragt, bis man fast nicht anders kann, als verletzend werden, um die Sache endlich zu beenden. Dann kann der Andere sagen „Ha, das war sowieso eine Bitch, das ist kein Verlust“. You just can’t win aber ich mache es jetzt dennoch so.
Meine Haltung ist, dass ich nur mit einem Mann eine Beziehung führe, wenn ich mir vorstellen kann, dass diese auch vor den Traualtar führen könnte. Beginnen Gründe dagegen zu sprechen oder habe ich das Gefühl, nicht den absolut besten Mann für MICH zu haben, dann beende ich die Sache. Wer aus reiner Bequemlichkeit oder Angst mit jemandem zusammenbleibt obwohl er weiss, dass es nur solange hält, bis etwas besseres kommt macht meines Erachtens etwas unverzeihliches, nämlich anderen Menschen grundlos Lebenszeit zu stehlen.
Vielleicht sind meine Ansprüche hoch, das ist Ansichtssache, wie ich schonmal sagte, ich hätte gern mich in grösser, stärker, klüger, ruhiger und natürlich männlich. Biete dafür Koch-, Massage- und noch ganz andere Künste (die ja in einer monogamen Beziehung sogar chomi’s Vorstellungen mehr als genügen würden) sowie Sportwissen, Autokenntnisse, Playboy-Channel Toleranz, ein Repertoire an schmutzigen Witzen und das Wissen, dass dies dem Richtigen recht irrelevant erscheint.
Nein heisst nein, ja heisst ja und wenn du mich fragst, wieso ich sauer bin erkläre ich dir das gerne themenspezifisch und ohne Worte wie „immer“ und „nie“ zu benutzen anstatt dem klassischen „wenn du mich lieben würdest, wüsstest du es“.
Das Problem an der Geschichte ist, dass (dies hat man mir im Nachhinein gesagt) es den Männern einfach zuviel ist, wenn eine Frau einiges auf dem Kasten hat. Um sich selbst wieder aufzuwerten beginnen die „deine Freundin hat grössere Titten als du“ oder „ja klar ‚denkst‘ du das, du bist ja auch eine FRAU“ Spiele, die mir recht schnell zu blöd werden und meist in Punkt Vier obiger Aufzählung endet.
Ob das eine neue Version von „Hilfe, Vergewaltigung!“ (was für ein abstruser Vergleich) ist oder einfach ein konsequentes Leben einer Philosophie, die man auch bei sich selbst angewendet haben möchte, sei dahingestellt. Ich denke einfach, wenn dich jemand verlassen will, dann soll er es lieber früher als später tun. Es ist ehrlicher und die Art wie die Beziehung endet sagt oft viel mehr über jemanden aus als Jahre des Zusammenseins. Du hast schlussendlich nur die Chance gewonnen, dein wahres Glück zu finden, statt die Notlösung von jemandem zu sein und dieses deshalb zu verpassen.