quote:Happige Vorwürfe gegen Martin Kräuchi
«Hilfswerk-Martin» nennt ihn der «Blick» und titelt «Der IV-Golfer im Sex-Gewerbe». Gemeint ist der Grenchner Martin Kräuchi, der nach der Tsunami-Katastrophe in Thailand das Hilfswerk «Soforthilfe Phuket Bang Tao» aufgezogen hat.
Erst vor kurzem berichtete diese Zeitung von einem weiteren Projekt, das Martin Kräuchi mit seinem privaten Hilfswerk ausführen wollte. Geplant war ein Schulgebäude für Kinder, die mit der TsunamiKatastrophe die Eltern verloren hatten.
Die Informationen überbrachte eine Schweizerin, die Martin Kräuchi im Hilfsgebiet Dolmetscherdienste leistet. Nun erklärt der «Blick» eben diesen Martin Kräuchi zum «frechsten IV-Rentner von Phuket». In einer Serie wird die Rentenberechtigung von IV-Bezügern in Thailand in Frage gestellt.
Happig sind die Vorwürfe an Kräuchi: Zusammen mit einer Thailänderin, seiner Freundin, soll er eine Bar führen und die Angestellten für Sexdienste anbieten, weiter soll Kräuchi Wohnungen und Motorräder vermieten, in der Schweiz mit Kleidern aus China und Thailand handeln, ein Restaurant eröffnet haben sowie – trotz Rückenschädigung – Golf spielen.
Der in Thailand weilende Kräuchi ist konsterniert. «Ich habe dreimal mit dem Journalisten gesprochen. Er hat nichts verstanden.» Zusammen mit einem Anwalt überlege er sich nun eine Klage gegen das Boulevardblatt.
«Sie sagen mir ‹Boss› »
«Ja, die Barbesitzerin ist meine Freundin.» Er engagierte sie zuerst für Dolmetscherdienste. Sie habe ihren Job aufgegeben und eine Bar eröffnet. Natürlich habe er ihr finanziell geholfen. «Bis jetzt, ein halbes Jahr später, hat sie mir schon beinahe 20 Prozent zurückbezahlt.» Diese Bar habe absolut nichts zu tun mit der Hilfsorganisation.
«Weil die Angestellten wissen, dass die Barbesitzerin meine Freundin ist, sagen sie mir ‹Boss›. Dafür kann ich nichts, und das muss der Journalist gehört haben.» Er habe diesem auch genau erklären müssen, wie das Sexgeschäft in den Bars von Bang Tao laufe.
«Aber ich bin nicht der Besitzer dieser Bar, und ich halte keine Frauen oder verdiene mit ihnen Geld. Ich darf gar kein Geld verdienen, sonst komme ich ins Gefängnis, weil ich keine Arbeitsbewilligung habe.»
Seine Schweizer Helferin bestätigt, dass in den meisten Touristenbars Frauen angeboten werden. Und: «Viele Weisse, die dort leben, haben Dreck am Stecken, das ist Pack.» Das habe sie bewusst ausgeklammert. «Ich hatte mich telefonisch bei Kräuchi gemeldet, nachdem ich von seinem Hilfswerk gelesen habe, weil ich helfen wollte.»
Die Zusammenarbeit mit Kräuchi beurteilt sie als professionell. «Wir haben jeweils besprochen, was für die Projekte gemacht werden muss. Und dann haben wir das durchgezogen.» Bei seinem Hilfswerk sei Kräuchi mit ganzem Herzen dabei. «Sein Privatleben geht mich nichts an.» Ihre Meinung änderte sie aber noch gestern, weshalb sie auch nicht namentlich erwähnt werden will.
«Kräuchi ist weg vom Fenster. Mit dieser Geschichte ist sein Hilfswerk gestorben», ist sie überzeugt. Sie stehe nun in Kontakt mit den Geldgebern für das Schulgebäude. «Wahrscheinlich werde ich das Projekt ausführen. Hauptsache, die Schule wird gebaut.»
«Er sagt die Wahrheit»
Derweil kontert Kräuchi jeden Vorhalt der «Blick»-Geschichte. Es stimme, er habe ein Motorrad für 300 Franken gekauft, «das ich Kollegen ausleihe, aber ich betreibe nicht ein Mietgeschäft». Das Restaurant, das er in der Nähe der Bar seiner Freundin eröffnet haben soll, gehöre einem Iren, der ihn gebeten habe, während dessen Abwesenheit ab und zu Nachschau zu halten.
Und Golf spiele er, so weit es die Schmerzen zulassen würden. «Ich wollte ja die IV nicht», wehrt er sich gegen den «Blick»-Bericht, «ich wollte noch 50 Prozent arbeiten gehen, obwohl ich damals bei der ETA zwischendurch Morphium spritzen musste, um die Schmerzen zu ertragen. Aber es hiess, ich könne nicht mehr arbeiten.»
Auch den Handel mit den Kleidern sei völlig falsch wiedergegeben worden. Das bestätigt seine Frau Franziska Kräuchi, die vom «Blick»-Bericht schockiert sei. «Mein Mann muss etwas tun, er kann nicht anders. Und er engagiert sich total für sein Hilfswerk.»
Sie kenne ihn seit 36 Jahren. «Er ist kein Lügner, kein Betrüger und kein Krimineller.» Sie habe mit Kleidern gehandelt, er habe ihr geholfen. Jetzt liege noch ein Stock von Kleidern in ihrer Garage, die sie loswerden wollte. Dazu Martin Kräuchi: «Wenn ich in die Schweiz zurückkomme, kann ich die Kleider, die dort noch gelagert sind, wahrscheinlich der Caritas mitgeben.»<!-/quote-!>