Hmja, die Sache mit dem Respekt ist manchmal irgendwie schwierig. Grundsätzlich gilt, dass jeder Mensch von jedem Menschen Respekt, wie er einem Menschen als Menschen gebührt, verlangen darf. Diesen Respekt muss (bzw. sollte) jeder jedem erweisen.
Auf Freundschaft, Sympathie, gar auf Liebe kann es keinen Anspruch geben, im Grunde noch nicht einmal auf Wohlwollen oder Grosszügigkeit u. dgl. Auf Respekt hingegen besteht ein solcher Anspruch.
Das muss auch zwischen Anbieterinnen und Nachfragern im hier besprochenen Bereiche gelten. Daraus ergibt sich dann bspw., dass gewisse Anreden und Umgangsformen untereinander zulässig sind und andere ausscheiden. Bspw. lässt es sich mit Respekt schwer vereinbaren, dass ein Salon-Gast Forderungen in rüdem Tonfall stellt und die anwesenden Damen womöglich noch als „dreckige Schlampen“ tituliert.
(Aus einem Leserbrief: „Sehr geehrter Herr Kritiker! Ich sitze gerade am stillsten Ort in meinem Hause. Ihre Kritik habe ich gerade vor mir; bald werde ich sie hinter mir haben. Hochachtungsvoll. N. N.“)
Allerdings kann es in praxi schon Fälle geben, in denen selbst entschiedener Respekt an seine Grenzen stösst.
In einem Salon, über den hier im Forum aus welchen Gründen auch immer eigentlich nicht gesprochen werden darf, stellte man mir unlängst zwei Frauen zur Auswahl, die beide dieselben Spezialitäten, nach denen ich mich erkundigt hatte, anbieten. Die Erste ist eine blonde Schwedin, Körper anatomisch perfekt, zeigefreudig, sehr schöne kleine, straffe Brüste, Jahrhundertpo - aber leider blond (und weil Blondheit nicht eben zu meinen Vorlieben gehört, musste ich hier ja bereits schon mal virtuelle Boxhiebe einstecken!), Gesicht absolut nicht mein Fall, schliesslich auch die Stimme in meinen Ohren unangenehm. Weil die Zweite gerade noch einen Gast bediente und erst ein paar Minuten später erscheinen konnte, dachte die Erste vermutlich, sie hätte mich auf sicher. Ich konnte mich aber nicht für sie entscheiden, was ihr vermutlich ein wenig schlecht begreiflich war.
Die Zweite hingegen ist Spanierin, anatomisch vielleich nicht ganz so perfekt, aber mit einem Puppengesicht, vollem, dunklem Haar und einer angenehmen, erotischen, leiht verhauchten Stimme und im Verhältnis zum Haar einer sehr hellen Haut. Wenn es so etwas wie eine Traumfrauen-Vorstellung gibt, dann kommt die Zeite dieser jedenfalls aus meiner Sicht sehr nahe. Die Erste wusste aber und konnte sehen, dass ich mit der Zweiten verschwand.
Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Erste das alles ein wenig falsch aufnahm. Irgendwie fällt es auch schwer, jemand zu sagen, dass man nun mal eine Kombination aus Blondheit, einem unästhetisch anmutenden Gesichtsschnitt und einer ebenfalls als unangenehm empfundenen Stimme nicht mag. Eine respektvolle Art, dies zu kommunizieren, ist mir nicht bekannt. Es gibt zwar den Rat gewisser Kommunikationspsychologen, zwischen Apell- und Inhaltsebene zu trennen und auf beiden Stufen eindeutige Botschaften zu senden, etwa der Art: „Ich mag dich ja, auch wenn ich dich nicht zum Bahnhof fahren kann. Ich habe nur gerade jetzt nicht die Freiheit, dich zum Bahnhof zu fahren.“ Wer so spricht, hat aber in der Praxis immer verloren, Kommunikationstheoretiker hin oder her.
Normalerweise kann man ja, wenn einem mehrere Damen vorgestellt werden, anzigen, dass man am liebsten jede nehmen würde, oder auch spezifisch anmerken, dass man die eine oder andere gerne bei der nächsen Gelegenheit wählen werde, u. U. sogar konkreter werden oder gleich eine Reservation für einen weiteren Termin vornehmen. Das sind immerhin klare Signale, dass man jede schätzt.
Als Gegenreaktion im geschilderten Fall wäre es also angebracht, die Erste kurzerhand zu buchen und ihr so zu zeigen, dass man nichts gegen sie hat, sondern vielleicht einfach gerade auf die Zweite besser eingestellt war o. dgl. In concreto glaube ich aber nicht, dass ich mich dazu überwinden kann. Die Sache ist ja auch irgendwie tragisch: Ein Traumkörper gepaart mit dem aus meiner Sicht völligen Ablöscher-Gesicht. Wäre die Stimme etwas angenehmer oder das Gesicht eine Spur netter, alles wäre völlig anders.
Doch hier versagen Rat und Tat.
FALLS also jemand einen RESPEKTVOLLEN Ausweg aus dem Dilemma auzeigen könnte, wäre ihm bzw. ihr schon fast ein Nobelpreis sicher.