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Kontaktbar Hotel Schloss, Nidau/BE
gestern ist im BUND ein artikel erschienen, wie sich die gemeinde das weiterbestehen des lokals vorstellt:
«Prostitution gibt es einfach»
Der Nidauer Regierungsstatthalter Werner Könitzer beschreitet neue Wege im Umgang mit Kontaktbars
Heuchelei und Doppelmoral sind Werner Könitzer ein Dorn im Auge. Deshalb hat er den Bordellbetrieb im Nidauer Hotel Schloss mittels vertraglicher Auflagen auf eine legale Basis gestellt. Wenn sich das Modell bewährt, könnte es dereinst landesweit Schule machen.
Das Hotel Schloss ist nur einen Steinwurf von Werner Könitzers Arbeitsplatz im Schloss Nidau entfernt. Und doch liegen Welten zwischen «Schloss» und Schloss: hier der gepflegte Amtssitz des Regierungsstatthalters, der Bewilligungen erteilt und über die Einhaltung der Gesetze wacht – dort der verwitterte Hotelbau, der seit Jahren zu den etablierten Adressen im Rotlichtmilieu des Seelandes zählt.
1999 wurde das «Schloss» erstmals als Kontaktbar eröffnet. Das sind jene Lokale, in denen ausländische Prostituierte mit Touristenstatus ihrem Beruf nachgehen, wobei der Betreiber dank überhöhten Preisen für Zimmer, Verpflegung und Getränke sowie weiteren Abgaben kräftig mitverdient. Drei grosse und etliche kleinere Razzien hat das «Schloss» seither erlebt, mehrmals musste Könitzer den Betrieb schliessen. Die Polizei griff Dutzende von Frauen ohne Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung auf und schaffte sie ausser Landes, während die Betreiber unter anderem wegen Menschenhandels und Förderung der Prostitution angezeigt wurden.
«So kann es nicht weitergehen»
Nach der letzten Razzia im Februar 2007 und der darauf folgenden Schliessung des Betriebes hatte Könitzer genug. «Gopferteli, so kann es nicht weitergehen», habe er sich gesagt – und sich an die Arbeit gemacht. Drei Monate lang führte der Regierungsstatthalter Gespräche mit allen möglichen Parteien – von der Kantonspolizei über den kantonalen Migrationsdienst und Polizeidirektor Hans-Jürg Käser bis zur Bundespolizei und zu Xenia, der Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen. Ende Juni trat er mit dem Resultat vor die Medien: Das Hotel Schloss kann weiterhin als Kontaktbar betrieben werden – aber künftig auf legaler Basis («Bund» vom 27. Juni). Zu diesem Zweck hat sich der Betreiber vertraglich verpflichtet, eine Reihe von Bedingungen einzuhalten (siehe Kasten).
Dass sich ein Regierungsstatthalter aktiv für den Erhalt eines Bordellbetriebs einsetzt, kommt nicht alle Tage vor. Was hat Könitzer dazu bewegt? In erster Linie gehe es ihm darum, Transparenz zu schaffen, sagt er. Heuchelei und Doppelmoral seien ihm ein Dorn im Auge. Mit Prostitution Geld zu verdienen, sei nicht verboten – aber wer das tue, solle auch dazu stehen. Deshalb verlangt Könitzer vom «Schloss»-Betreiber, dass statt von «Touristinnen» künftig nur noch von Sexarbeiterinnen die Rede ist.
Schutz dank legalem Status
Könitzer ist überzeugt, dass die Schaffung von Transparenz auch im Interesse der betroffenen Frauen liegt. Bislang seien sie meistens die Leidtragenden gewesen und hätten die «volle Wucht des Gesetzes» zu spüren gekriegt, während die Betreiber oftmals ungeschoren davongekommen seien. Künftig hätten die Prostituierten im «Schloss» einen legalen Status, den sie – allenfalls mit Hilfe von Xenia – gegen überrissene Ansprüche des Bordellbetreibers verteidigen könnten. Sein Ziel sei es, dass die Würde der Frauen, ihre körperliche Integrität, ihr freier Wille und ihre Unabhängigkeit gewahrt blieben. Bisher sei mit ihnen oft «Pingpong» gespielt worden. Dem lasse sich mit einem geregelten Betrieb besser abhelfen, als wenn die Kontaktbars in die Illegalität abgedrängt würden.
Aber nicht nur Betreiber und Frauen – auch der Staat habe ein Interesse daran, dass die Prostitution auf legaler Basis stattfinde. Razzien und Gerichtsverfahren kosteten eine Menge Geld. Sexarbeiterinnen mit einem legalen Status bezahlten dagegen auch Krankenkassenprämien und Steuern. «Bis jetzt ist ein grosser Teil des Gewinns aus der Prostitution in kriminelle Kanäle geflossen», sagt Könitzer. Künftig werde zumindest ein Teil davon in die Staatskasse zurückfliessen. Nun könne man natürlich einwenden, das Geld stamme aus einer «unmoralischen Tätigkeit». Der Staat besteuere aber zum Beispiel auch Fabriken, die ihr Geld mit dem Export tödlicher Waffen verdienten. «Daran stört sich auch niemand.» Zwar sei die Prostitution nicht ein Gewerbe wie jedes andere, sagt Könitzer – dazu seien zu viele «spezielle Emotionen», Ethik, Moral und Tabus im Spiel. «Aber sie ist ein Gewerbe.»
Breite Palette von Druckmitteln
Wer Geld investiere, solle dafür auch einen «anständigen Gewinn» erwarten dürfen – «mit Betonung auf ,anständig‘». Es habe keinen Sinn, das Rotlichtmilieu mittels staatlichen Drucks zum Verschwinden bringen zu wollen. «Prostitution gibt es einfach», sagt Könitzer. «Je mehr Druck man aufsetzt, desto mehr verschwindet sie im Untergrund, wo es keine Kontrolle gibt.»
Sein Vorgehen im Zusammenhang mit dem Hotel Schloss sieht der Statthalter als Pilotprojekt, das dereinst landesweit Schule machen könnte. Entsprechende Signale habe er jedenfalls von Behörden auf Kantons- und Bundesebene erhalten. «Man ist sehr gespannt, ob das Modell funktioniert.» Er selber schätzt seine Erfolgschance vorsichtig auf 60 Prozent. Zwar habe er eine breite Palette von Druckmitteln, falls sich der Betreiber nicht an die neuen Regeln halten sollte. Andere Rahmenbedingungen könnten sich jedoch plötzlich ändern – etwa in rechtlicher Hinsicht. Offen ist im Übrigen, ob Könitzers Vertrag der gerichtlichen Überprüfung standhalten würde. Er macht jedenfalls keinen Hehl daraus, dass er die Bestimmungen des Gastgewerbegesetzes «mit Phantasie und Kreativität» ausgereizt hat. «Man muss halt die Gesetze kennen.»
Lob von allen Seiten
An Goodwill mangelt es dem Projekt nicht. Noch nie habe er nach einem Entscheid so viele positive Echos erhalten, sagt Könitzer. Auch Martha Wigger von der Beratungsstelle Xenia äusserte sich Ende Juni wohlwollend. Zwar würden Sexarbeiterinnen nach wie vor anders behandelt als andere Arbeiterinnen, sagte sie. Im Moment aber sei Könitzers Projekt das Beste, was man tun könne.
gruss
almodovar